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und Bergzabern erste Beträge frei, so daß im Mai 1945 mit rückwirkenden Renten
zahlungen zum 1. April 1945 begonnen werden konnte.” Im amerikanisch besetzten
Gebiet, das am 24. Mai 1945 den Namen Mittelrhein-Saar erhielt,“ ergriffen zu
nächst nur einige Stadtverwaltungen wie Ludwigshafen und Kaiserslautern die In
itiative zur Wiederaufnahme der Leistungen.“ Erst kurz bevor das ganze linksrheini
sche Gebiet der französischen Zone zugeschlagen und die „Regierung Heimerich“
am 10. Juli 1945 wieder aufgelöst wurde, erging Mitte Juni die Weisung, alle Sozial
versicherungsrenten - mit Ausnahme der Leistungen an Kriegsopfer - weiterzuzah
len, die Beiträge weiter einzuziehen und gegen die zu erwartenden Staatszuschüsse
aufzurechnen, notfalls Kredite zur Deckung der Ausgaben aufzunehmen: 32 33 34 35 Anord
nungen, wie die französische Militärrregierung sie auch in Baden traf.
Die Übernahme des Gebietes Mittelrhein-Saar durch die Franzosen seit Anfang Juli
führte zumindest in der Pfalz auf dem Gebiet der Sozialleistungen nicht, wie ange
sichts der allgemeinen Umstände der Besetzung zu erwarten gewesen wäre, zu einem
Stocken der Wiederaufbaubemühungen, sondern zur Intensivierung. Die französi
sche Militärregierung Pfalz hatte schon am 12. Juni 1945 für ihre Gebiete die Wieder
aufnahme des Dienstes der Sozialversicherungsträger zum 18. Juni angeordnet. 36 Of
fenbar seit Anfang Juli, also unmittelbar mit der Übernahme von Mittelrhein-Saar
durch die Franzosen, funktionierte die Rest-LVA in Speyer wieder voll, wenngleich
sie in der Effizienz ihrer Arbeit behindert war durch den Mangel an Fachkräften
sowie an Arbeitsmaterial von Formblättern bis zu Schreib- und Rechenmaschinen. 37
Als erste institutionelle Konsequenz aus der neuen Zonengliederung wurde ihre
Zuständigkeit Anfang August, entsprechend der Bildung des „Landes“ Pfalz-Hes
32 Die Landesversicherungsanstalt, ebd. (Kusel wird hier irrtümlich einbezogen, die Franzosen
rückten dort erst am 15. Juni ein). ORP Hessen-Pfalz (Bieroth) an LVA Hessen-Pfalz, 13. 4.
1946, LA SP H 13/62 Bl. 38 f.
33 Zur Geschichte der Pfalz siehe Wünschel, Schicksalsjahre, S. 9 ff.; ders. (Hg.) Quellen;
Kratz; Springorum, S. 80 ff. Gespräche mit den ehemaligen Präsidialdirektoren der „Re
gierung Heimerich“, Hans Anschütz, Alexander Mitscherlich und Dolf Sternberger, zeichne
ten Heidelberger Schüler für den Wettbewerb „Gustav-Heinemann-Preis“ 1976 auf: Susanne
Anschütz, Christiane Fenge, Friederike Nüssel u. Catharina Zutt, Oberregierungspräsi
dium Mittelrhein-Saar, Ms. Heidelberg 1976.
34 Die ungleiche Zahlungsweise dürfte auch mit dem jeweiligen Stand des Post-Überweisungs
verkehrs im Zusammenbruch Zusammenhängen. Zahlreiche Einzahlungen aus den Wochen
vor der Kapitulation gingen verloren. Die sich daraus ergebenden Haftungsprobleme wur
den durch langwierige Verhandlungen beleuchtet, welche der Verband der Ortskrankenkas
sen der französischen Zone später mit den deutschen und französischen Stellen führte; vgl.
VdO Rundschreiben 5, 9 und 18/1947. Die französische Militärregierung hatte Nachfor
schungen nach Postsendungen, welche vor Juli 1945 verlorengingen, Ende 1945 grundsätz
lich verboten.
35 Konferenz der Regierungspräsidenten von Mainz, Saarbrücken, Neustadt und Trier mit der
Regierung Heimerich, Neustadt 23.6. 1945; Protokoll in LA SP H 13/211,3 Bl. 54—60.
30 Die Abteilungen der Landesversicherungsanstalt Rheinland-Ff alz und ihre Tätigkeiten, Manu
skript o. D. (ca. 1952); Archiv LVA RLP.
37 Tätigkeitsbericht der Landesversicherungsanstalt Hessen-lfalz, der Landwirtschaftlichen Be
rufsgenossenschaft Hessen-Ffalz und des Gemeindeunfallversicherungsverbandes Fiessen-Ffalz
für 1946; LASPH 13/62 Bl. 182-210, hier Bl. 184 f.