Full text: Sozialpolitik im deutschen Südwesten zwischen Tradition und Neuordnung 1945-1953

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Sowohl die Diversifizierung der Tauschgüter wie die kleinen Mengen, die in Rothen 
bergers Angaben für Rhfeinland-Pfalz und in den in Tabelle 6 wiedergegebenen 
Tauschrelationen für Baden erscheinen, spiegelt die Marktstruktur wider, die 
oben zunächst theoretisch dargestellt wurde: Auch der Tausch- und Kompensations 
markt spaltete sich ab 1946/47 immer deutlicher in einen gewerblichen und einen 
dem privaten Verbraucher zugänglichen Markt; der Verbraucher hatte hierzu nur 
noch Zugang, soweit er selbst Mangelware produzierte oder Tauschwaren anzubie 
ten hatte, und dies war immer seltener der Fall. Viel zitierte pittoreske Beispiele - 
etwa die Eier des Haushuhnes, die angeblich auf dem Schwarzen Markt mehr 
erbrachten als der offizielle Monatslohn eines Arbeiters - beleuchten nur, in welch 
engem Rahmen sich die Partizipationsmöglichkeiten auf den parallelen Märkten 
noch bewegten. Die badischen Schwarzmarktberichte betonten ab Mitte 1947 regel 
mäßig, daß sich zwar alle Schichten der Bevölkerung weiterhin an dem Tausch- und 
Kompensationshandel beteiligten, daß ein immer größerer Teil der Mangelwaren 
der Bevölkerung aber entzogen sei. Diese erneute Marktspaltung ging einher mit 
einer erneuten Verschlechterung der Ernährungslage im Jahr 1947, dem Jahr mit der 
im deutschen Jahrhundertdurchschnitt schlechtesten Ernte, und beide Faktoren ge 
meinsam bilden den Hintergrund für die Hungerunruhen, die 1947 nicht nur das 
Ruhrgebiet, sondern auch Teile der französischen Zone zu erfassen begannen." 
Vgl. dazu Lattard, Syndicalisme ouvrier, Bd. 1, S. 227 ff.; Rothenberger, Hungerjahre, 
S. 179 ff. Eine quantifizierende Übersicht wird im Rahmen der „Historischen Statistik von 
Deutschland“ durch Heinrich Volkmann, Alain Lattard, Dietmar Hüser und Rainer Hu 
demann vorbereitet.
	        
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