Full text: Studien zum Meistersinger Jörg Schiller

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etwas Stagnierendes, Bleiernes, Kleinmütiges, Gedrücktes ge¬ 
ben. wenn auch manche Stellen und zweimal auch das ganze 
Gedicht recht lebhaft in Erzählung und Gedankenführung sind. 
Im allgemeinen hat man eben oft das Empfinden: Hier ist et¬ 
was zu lang, dort etwas zu kurz! Eine zu sprunghafte. Ge- 
dankenführung, wie in V der Übergang zu Strophe 7. ist aller¬ 
dings seltener. Ich gebe einige Beispiele für diese seltsam un¬ 
beholfen anmutenden Krücken und Aushilfen, die J. Sch., wie 
mehr oder weniger alle Meistersinger, zu seinem Vers- und 
Strophenbau benötigte, soweit ich nicht auf bereits Erwähntes 
zu rück verweisen kann. 
1) Parenthesen: s. o. S. 8,5. 
2) Breite im Ausdruck: 
a) nebeneinandergestellte Hauptsätze gleichen Inhalts: 
II- ZI. 11—14: Dasselbe ergibt sich aus der vor¬ 
hergehenden Schilderung des Eamifienlebens von 
selbst. 
IX2: der pare sy wol zwirvndtreisig (ZI. 1.) 
von adam sechtzig kinder warn (ZI. 4.) 
b) Nebensätze: 
VII.j: Sy wend sich brechen nach dem adel 
-: die sich dem adel prechent nach u. ö. ä. 
I(.: das du den nameti gottes nicht soll yppigclichen 
nennen (ZI. 2—3) 
ich wol den geren kennen 
der got nit vppigclichen nant (ZI. 6—7). 
c) Überflüssige Appositionen, genitivische Häufung: 
1X4: den gütten man 
IX*: gots gebot ain richter 
des vbels ain vernichter 
3) Wiederholungen: Diese können beabsichtigt und von 
künstlerischer Wirkung sein, so vielleicht in 
V7 ZI. 5: der erste king halst her nemrot 
ZI. 9: der erste king haist her nemrot 
Doch meist sind sie Krücken des Ausdrucks: 
IX10 u. n : vbels ersach (2 X) 
IX0: pessrung nit ersach
	        
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