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etwas Stagnierendes, Bleiernes, Kleinmütiges, Gedrücktes ge¬
ben. wenn auch manche Stellen und zweimal auch das ganze
Gedicht recht lebhaft in Erzählung und Gedankenführung sind.
Im allgemeinen hat man eben oft das Empfinden: Hier ist et¬
was zu lang, dort etwas zu kurz! Eine zu sprunghafte. Ge-
dankenführung, wie in V der Übergang zu Strophe 7. ist aller¬
dings seltener. Ich gebe einige Beispiele für diese seltsam un¬
beholfen anmutenden Krücken und Aushilfen, die J. Sch., wie
mehr oder weniger alle Meistersinger, zu seinem Vers- und
Strophenbau benötigte, soweit ich nicht auf bereits Erwähntes
zu rück verweisen kann.
1) Parenthesen: s. o. S. 8,5.
2) Breite im Ausdruck:
a) nebeneinandergestellte Hauptsätze gleichen Inhalts:
II- ZI. 11—14: Dasselbe ergibt sich aus der vor¬
hergehenden Schilderung des Eamifienlebens von
selbst.
IX2: der pare sy wol zwirvndtreisig (ZI. 1.)
von adam sechtzig kinder warn (ZI. 4.)
b) Nebensätze:
VII.j: Sy wend sich brechen nach dem adel
-: die sich dem adel prechent nach u. ö. ä.
I(.: das du den nameti gottes nicht soll yppigclichen
nennen (ZI. 2—3)
ich wol den geren kennen
der got nit vppigclichen nant (ZI. 6—7).
c) Überflüssige Appositionen, genitivische Häufung:
1X4: den gütten man
IX*: gots gebot ain richter
des vbels ain vernichter
3) Wiederholungen: Diese können beabsichtigt und von
künstlerischer Wirkung sein, so vielleicht in
V7 ZI. 5: der erste king halst her nemrot
ZI. 9: der erste king haist her nemrot
Doch meist sind sie Krücken des Ausdrucks:
IX10 u. n : vbels ersach (2 X)
IX0: pessrung nit ersach