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unmäßig (gula). Sie scheuten vor keiner Sünde zurück, wenn
es gilt, irdisches 'Gut ziu erwerben. Das Gebot der christli¬
chen Armut haben sie vergessen. IV12: Anderen verbieten
sie wücher vnd farkauf, aber sie sind ja auch sat vnd vol
und mit allem versehen. Darum wird man sich schließlich
nicht mehr an ihre Worte kehren:
„gwin ainer weil er gwine mag
die beicht in ledig machet.“
V3—4: Die „hailige Priesterschaft“ stammt von Sem und
seinen 21 Söhnen ab; sie erhielt damals von Gott die Auf¬
gabe, ihm zu dienen vnd alle vngerechtigkait zu durchraisen.
Sie taten einst früh und spät so und waren das erste der
Geschlechter; ir tail der weit haiist asia.
Um nichts besser sind die Mönche und Nonnen. Die Mön¬
che sind außgelossen (II7), sie legen weltliche Kleidungen an
und gehen nachts auf die Straßen, wahrscheinlich um dann
wie die Fledermäuse ihre Nahrung zu suchen. Die geierten
nunnen sind böse; es wäre besser, sie wären es nicht gewor¬
den, in allen Bösheiten sind sie bewandert (II7). Beiden,
Mönchen wie Nonnen, hat Luzifer den Neid als Mitgift gege¬
ben, den grimmigen Haß der Orden untereinander: 'Der Bar¬
füßer schilt die Predigermönche und hält seinen Orden für
wesentlich besser. Doch betrügt jeder in gleicher Weise die
Leute um Brot und Wein (III8).
Das Laienbrüder- und Beginenwesen der Zeit haben wir
schon im II. Kap. kennen gelernt (nach 1I7 u. ia).
Sehr bemerkenswert ist es, daß der Dichter auch nicht
zurückscheut vor einer Kritik der hohen Geistlichkeit, der Bi¬
schöfe, Kardinäle, Prälaten, Reichsäbte usw., ja sogar des
Papstes, während (wie wir gleich sehen werden) das weltliche
Schwert, der Kaiser, und der Adel im allgemeinen längst nicht
so scharf getadelt werden. Die Bischöfe und Kardinäle kennen
das Leben und Treiben ihrer Untergebenen, der Priester vor
allem, sehr wohl; sie strafen es aber keineswegs, denn
„schweig du mir, so schweig ich dir.“
Die Bücher, aus denen sie solches gelernt haben, sollte man
vernichten; doch daran denkt man nicht; sonst müßte man