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Wir haben aber einen ganz zwingenden Beweis für diie Identi¬
tät von „Fürstenton“ und „Süßem Ton“: dasselbe Gedicht, das
in Fen. V 182 bl. 135 r im angeblichen Schillerschen „Fürsten¬
ton“ notiert ist (= „Das drey vnd dreyssigist / Jesechiel an
list“ mit dem Titel „Ein drost der bußfertigen Cristen“) steht
in Puschmans „Singebuch“ ganz beweisgerecht „Jm süßen ton
Georg Schillers“29).
Was die Übe rein Stimmung zwischen Melodie zeile und
authentischer50) Silbenzahl der Verse eines „Tones“ anbetrifft,
so zeigen sich zwischen den Notierungsweisen beider Gruppen
von Überlieferungen keine wesentlichen Unterschiede. Beim
Hofion z. B. nach A. Puschman und Will III 792, stimmen Vers-
silbenzahl und Melodiezeile insofern nicht überein, als manch¬
mal auf die Koloratur eine Silbe fällt, manchmal aber die Kolo¬
ratur zur Note vorher gehören muß und einmal sogar eine
bloße Vor- und Nach.sc 1 ilags-Koloratur zur Choralnote zu er¬
heben ist, wenn man der Verssilbenzahl entsprechen will. Bei
der Maienweise zeigen beide Notierungen Übereinstimmung mit
der Silbenzahl der Verse, beim „Süßen Ton“ variiert A1. Pu’sch-
man im Stollen, aber nicht Will III 792.
II.
Folgende Tabelle ist als Ergänzung zu der von A. Dreyer
a. a. O. S. 368 -70, 374/5 und .178 gegebenen, übersichtlichen
Zusammenstellung gedacht, da dieser Komplex nun einmal ge¬
druckt vorliegt. Ich wiederhole daher auch alle etwa schon von
A. Dreyer im Text seines Aufsatzes angeführten Gedichte in
Schillertönen. Eine Ordnung der Gedichte nach Tönen versuche
ich aber nicht, da in meinen Quellen darüber oftmals nichts an¬
gegeben ist.
29) Man findet allerdings auch wohl in der Meistergesangs-
literatur die Angabe, daß dasselbe Gedicht sowohl in diesem wie in
jenem Ton gesungen werden kann- ln unserrn Falle ist jedoch
wohl der Identitätsbeweis erbracht.
,30) Siehe im 2- Teile meiner Untersuchungen,