Full text: Studien zum Meistersinger Jörg Schiller

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meinsam. Und noch eine andre, dritte Melodie liefert in diesem 
Teil des Abgesangs, wie schon oben bemerkt, die Weimarer Hs. 
0 576. Puschmans Melodie bevorzugt sichtlich die Sekunden¬ 
schritte (l X Quartenintervall, einigemale Terzen). Fen. V 182 
stimmt hier im großen und' ganzen in den Abweichungen mit 
Puschman zusammen23). Im Süßen Ton bietet Puschman schlie߬ 
lich wieder die bekannte Monotonie: In S 1 notiert) er hinter¬ 
einander 2 X c statt 1 Xi in S 2 fünfmal c statt 2 X: in ‘S 5 
zweimal c statt 1 X; in А 2 dreimal) c statt 2 Xi in А 3 alles 
c (6 X) statt 4 X c und h "h Koloratur. In S 1 ist ebenfalls 
(wie also in А 3) die Koloratur beseitigt, in S 4 und S 5 ist sie 
stark gekürzt, ebenso in А 1. Fen. ¡V 182 schließt sich diesmal 
in Choral- und Koloraturnoten enger an Will III 792 an23) (!), 
hat aber auch einige von beiden Notierungen abweichende 
Noten. 
Somit ergibt sich gerade für die beiden Töne, die G. Mün¬ 
zer nach der Puschmanschen Fassung als „nicht schön“ und 
„simpel“ bezeichnet, bei Will III 792 eine wesentlich' andlere 
Notierung. Welche von beiden Fassungen allerdings der J. 
Sch’sehen Originalmelodie am nächsten kommt, ist nicht ohne 
weiteres zu entscheidfön. Für A. Puschmans Notierung würde 
sprechen, 1) daß Will III 792 eine wesentlich jüngere Hs. ist 
und 2) das, was G. Münzer a. a. 0. S.10 schreibt: „Wer die 
Puschmansche Sammlung diurchblättert, wird unschwer einen 
Unterschied zwischen den „alten Meistern“ und den Meistern zu 
„Sachsens Zeit“ finden. UndJ dieser Unterschied ist sicher noch 
größer gewesen; wir müssen in Anrechnung bringen, wie viel 
durch die Tradition und auch durch Puschman selbst nivelliert 
worden sein mag. Jene älteren Melodien neigen zum Teil un¬ 
verkennbar nach dem katholischen Kirchengesang. Reperkus- 
sionstöne treten häufig auf und erinnern an die „Dominante“ 
der Psalmen. Anders die jüngeren Gesänge. Hier finden sich 
Tonwiedförholuügen seltener: kühnere Intervalle, freiere Melo¬ 
dik treten auf. Es ist ein andrer Geist in ihnen — eben der 
Geist der Reformation.“ Auf diese vielen Tonrepetitionen be- 
23) Verg'l. oben Anhang I, A. 5 (S- 96).
	        
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