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Vit Hilfe des erwähnten Gemäldes*^ täßt sich ein Bild
dieser Gebäude gewinnen, deren Datierung sich im einzelnen
aus der Geschichte des Gymnasiums ergibt.
Bei der Gründung des Gymnasiums wurden die drei
Klassen in den leerstehenden Klosterräumen des Querbaues D
229 im Osten des Hofes (Q) untergebracht und zwar „ob spaiii
angustias prima et tertia in unum Hypocaustum “164 165 *. Man
stellte für das Gymnasium nur diesen beschränkten Platz zur
Verfügung, da die übrigen Räume dazu bestimmt wurden,
die aus den aufgelösten Klosterbibliotheken gesammelten Bücher,
den Grundstock der Stadtbibliothek, aufzunehmen^. Obwohl
die Sammlung einige Jahre später in das Dominikaner¬
kloster überführt wurde, gab man die Räume nicht für Schul¬
zwecke frei, so daß 1555 bei Gründung einer vierten Klasse
für diese ein besonderer Bau errichtet werden mußte. Schon
zwei Jahre später entstand eine fünfte Klasse, die „bibliotbeeae
proxima", also neben dem damaligen Ballspielhaus an der
Stelle des späteren Holl-Baues errichtet wurde.
Daraus geht hervor, daß die Nordgrenze seit 1333 der
heutigen entspricht. Vielleicht wird man auch damit bis 1548,
das Erbauungsjahr des Ballspielhauses, hinausgehen dür¬
fen. Der Seldtsche Plan läßt den Platz nach Norden
etwas erweitert erscheinen: die Nordmauer setzt im rechten
Winkel an das Quergebäude D 229 an, dadurch entsteht im
Osten ein geringer, im Westen ein größerer Raumzuwachs^?.
Zusammenfassend kann man also behaupten, daß die
Grundgestalt des Hofes im wesentlichen bis heute gewahrt ist.
164. Ein Stich nach diesem Bild an sehr entlegener Stelle: unter
den Bildbeilagen der Hilaria Scholastica (Crophius) findet sich „Eine
Abbildung des Zimmers, in welchem die öffentliche Orationes ab¬
gelegt werden, und wie selbiges bey dem Armo 1731 d. 5. Dez. gehaltenen
anderen Schnl-jubilaeo besonders ausqezieret gewesen". In der linken
hinteren Saalecke hängt oben an der Decke: „g. Eine Tafel, so die alten
Schulgebäue vorstellet." Obwohl die Bildtafel in der Wiedergabe nur
ca. 3,5 : 2 cm groß und leicht perspektivisch verschoben ist, läßt sie doch
alle Einzelheiten mit genügender Deutlichkeit erkennen. Dem Bild ent¬
spricht der von Crophius beigegebene „Grund-Riß der Evangel. Schulen
bey 8. Anna, welcher Ao. 1612 b. 6. 9br ehe die alte abgebrochen worden,
von dem damaligen Statt-Werckmeister Elias Holl verfertigt, nun aber
in diese verjüngte Form gebracht worden."
165. C r o p h i u s , Hil. Schol. p. 73.
166. Gasser p. 1806.
167. Für die Nordostecke galten besondere Baubestimmungen, die
bei der Errichtung der Fuggerkapelle ausgestellt wurden und eine Be¬
bauung in einem bestimmten Abstand verboten. (H a l m , Ph. M.,
A. Daucher und die Fuggerkapelle. Stud. z. Fuggergesch. 6. München u.
Lpg. 1921. S. 101 ss.) Stiftungsurkunde vom 7. April 1509.