Full text: Augsburger Schultheater unter Sixt Birck

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der 2. Szene als verdeckte Handlung aufzufassen, sondern er 
wird gleichzeitig für Sedechias und für den Zuschauer sicht¬ 
bar: das „eo" des Sedechias andrerseits bedingt keinen Ab¬ 
gang, wie die nächste Szene bestätigt,- den Szeneneinschnitt 
bildet der Redebeginn des schon vorher sichtbar gewordenen 
Achab, vor dem Sedechias ausgewichen ist. Dabei ist er aber 
im Blickfeld des Zuschauers geblieben und kehrt zu Achab, 
dem zu begegnen er anfangs vermeiden wollte, zurück („ob- 
viam fit“). Achab geht ihm jetzt entgegen („adibo‘% es 
kommt zur Begegnung der Beiden. 
Aus dem Gang der Handlung geht hervor, daß für Achab 
und Sedechias die gleiche Austrittsstelle anzunehmen ist: beide 
kommen von draußen in den Garten der Susanns, sie müssen 
also die ,.Gartenpforte" benutzen, den mehrfach als einzigen 
bezeichneten Zugang von draußen (204, 292, 309). Zu diesem 
Eingang von außen kommt noch eine zweite Auftrittsmöglich¬ 
keit ,,aus dem Haus" hinzu, die von Susanns und den übrigen 
Hausbewohnern benutzt wird. Die Existenz dieses zweiten Ein¬ 
ganges beweist die Szene 1/5: die Knechte eilen auf Achabs 
Rufen herbei und erfahren das Geschehene. Dann erst fragt 
herophilus: „RedusaiV ianua?“ (309). Er muß also un¬ 
bedingt durch eine zweite Tür in den Garten gelangt sein. 
Ueber die Einzelheiten der Bühne ergibt sich im übrigen 
noch nichts, vor allem läßt sich über die wichtigen Spielorte 
Brunnen und Baum nicht mehr sagen, als daß es sich hierbei 
um zwei deutlich getrennte Standorte handeln muß. Das 
ging aus der dramaturgischen Ueberlegung hervor: nur eine 
ganz entschiedene Trennung zwischen „Versteck" und „Brunnen" 
erklärte den Einschnitt zwischen der 3. und der 4. Szene. 
Beim Aktschluß wird Susanna von ihren Mägden ins 
Haus geführt (340), die beiden Alten verlassen die Bühne 
ebenfalls auf dem Weg, auf dem sie gekommen sind, also 
durch die Pforte. Dieses Abgehen aller ist in Bircks Technik 
des Aktschlusses begründet: es verstärkt den Eindruck des zeit¬ 
lichen Einschnittes zwischen dem I. und dem II. Akt. 
Der II. Akt verdient besondere Beachtung, weil er in 
der deutschen Fassung der Susanna fehlt, also unter aus¬ 
schließlicher Berücksichtigung der Augsburger Verhältnisse ent¬ 
standen sein wird. Die ursprüngliche Akteinteilung ist im 
lateinischen Stück insofern noch spürbar, als Zeiteinschnitte 
sich nur nach dem I. und III. Akt finden, während der neu- 
eingeschobene II. und der durch nachträgliche Unterteilung ent¬ 
standene IV. unmittelbar in den III. bezw. den V. übergehen. 
Man kann deshalb den II. Akt als eine Art Vorspiel zum
	        
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