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hat. und das könnte der nur von Nysaeus erwähnte kckeroäeg
gewesen sein. Wäre dieses Stück vor 1547 entstanden, so
hätte es doch zweifellos Aufnahme in dem Sammelband der
Dramata Sacra gefunden.
Die Eintragung von 1550 ist die letzte Spur einer von
Birck veranstalteten Aufführung^. Daß er in den letzten
Lebensjahren 1551—1554, in denen er sich nicht mehr imstande
fühlte, der Schule vorzustehen, noch Spiele geleitet hat. ist
recht unwahrscheinlich.
Und doch werden es nicht nur äußere Zufälligkeiten
gewesen sein, die mit dem I. 1550 dem regelmäßigen la¬
teinischen Aufführungsbetrieb ein Ziel setzten: im I. 1549 wird
zum erstenmal einem deutschen Schulmeister die Ratsbe¬
willigung zur Aufführung einer Komödie erteilt124 125 126, und im
I. 1550 findet die erste Meistersingeraufführung in Augsburg
statt120. Eine neue bürgerliche Kultur erstarkt, löst die huma¬
nistische ab, die die erste Hälfte des Jahrhunderts beherrschte.
Das Theater wächst aus der Schule heraus und wird Besitz¬
tum des Volkes.
124. Crophius, Hist. Erz. § 9: „Damit auch Schenck des noch leben¬
den alten Betuleii Lehr-Art nicht verließ, so führte er auch im April [1554]
eine Lateinische Tragödie von der Enthauptung Johannis auf, deren ge¬
ringe Unkosten ihm vom Löbl. Scholarchat ersetzet wurden." Alle weiteren
Nachrichten über diese Ausführung, bei der man wahrscheinlich an Grimo-
alds Archipropheta zu denken hat, fehlen. Dagegen wird die Angabe über
eine von Schenck veranstaltete Aufführung der Auferstehung Christi
durch die Baumeisterbücher bestätigt: sie fand am 18. April 1556 statt und
zwar in der St. Anna kirche. Das ausgeführte Drama ist der Lbristus
Ueclivivus Grimoalds in einem Augsburger Nachdruck der Kölner Aus¬
gabe von 1543. Ein Exemplar dieser Ausgabe mit handschriftlichen Zu¬
sätzen (deutschen Argumenten, Personenverzeichnis der Aufführung, spär¬
lichen Regieanmerkungen) befindet sich auf der Münchner Staatsbiblio¬
thek. Es ist ausführlich beschrieben von Balte, I., Nicholas Grimoald
und das Oberammergauer Passionsspiel. Archiv f. das Stud. d. neueren
Sprachen 105, 1. — Das Herausfallen dieser Aufführung aus der Tra¬
dition bestätigt und erweitert die Ergebnisse der Untersuchung von Max
Herrmann, Das Volksbuch vom Till Eulenspiegel als theateraeschicht-
liche Quelle. Neues Archiv für Theatergeschichte 1, Bln. 1929. S. 53. „Wir
haben zunächst gelernt, daß Auferstehungssviele von Laien noch zu Anfang
des 16. Jh. in der Kirche gespielt werden. Die Augsb. Aufführung von
1556, eine reine Schülerausführung, wurde also noch in der zweiten Jahr¬
hunderthälfte ihres Stoffes wegen in die Kirche verlegt.
125. Greifs S. 38.
126. B r a n d l, W., Sebastian Wild, ein Augsburger Meistersinger.
Forschungen zur deutschen Literaturgeschichte 48. Weimar 1914. S. 7/9.