2. 1536-1554.
1. Bircks Leben in Augsburg.
Die Uebersiedlung von Basel nach Augsburg bedeutete für
Birck mehr als nur eine Ortsveränderung: es war der lieber-
gang in eine der bedeutendsten Städte der damaligen Welt, die
gerade in dieser Zeit den Höhepunkt ihres Glanzes erreichte.
Dem gewaltigen machtpolitischen Aufschwung entsprach die gei¬
stige und künstlerische Entwicklung. Sie war ganz auf dem
Humanismus gegründet, der sich schon in der Mitte des 15. Ih.
entscheidend durchgesetzt hattet und über alle Religionskämpfe
hinaus seine Stellung behauptete. Die Reformation ging
zwar aus diesen Kämpfen siegreich hervor und erschien im I.
1537 nach der Auswanderung des katholischen Klerus Allein-
herrscherin^, doch hatte sie es nicht vermocht, eine starke
katholische Macht zu verdrängen, die vor allem durch das Haus
Fugger gestützt die politische und kulturelle Lage immer wieder
im gegenreformatorischen Sinn beeinflußte.
Es mischen sich in dieser Stadt alle Elemente der Zeit,
und sie schaffen eine Renaissance, deren Charakter durch die
zahlreichen und engen Verbindungen mit dem Ausland ins
Internationale erweitert wird. Der entscheidende Unterschied
gegenüber Basel ist das Fehlen eines starken volkstümlichen
Elements: in der Stadt der Reichstage und der größten Han¬
delshäuser steht das Volk nicht an der maßgebenden Stelle,
die es in der Schweiz einnimmt. So ist vorauszusehen, daß
die ihm fremdgewordene Heimatstadt von Birck eine neue
Anpassung verlangt. Ihr Wesen wird zunächst durch den per¬
sönlichen Wirkungskreis, die Schule, deren Leitung er über¬
nimmt, bestimmt werden.
Das Gymnasium war nach Annahme der Konfession auf
das Drängen der Prädikanten, besonders des Predigers von
St. Anna Bonifacius Wolsart^ im I. 1531 in den teilweise
leergewordenen Räumen des Karmeliterklosters eingerichtet wor¬
den. Als erster Rektor wurde Gerhard Geldenhauer aus Rym-
wegen (Roviomagus) berufen, der aus der Fraterschule von
Deventer hervorgegangen war und über Straßburg nach Augs¬
burg kam^. Als er 1532 nach Marburg berufen wurde,
trat Wolfgang Windhauser (Anemoecius) an seine Stelle.
Die völlige Aufhebung des St. Annaklosters im I. 15344y
45. Herrmann, M., Die Reception des Humanismus in Nürn¬
berg. Berlin 1898. S. 107 ff.
46. Roth Bd. III S. 1 ff.
47. Roth Bd. II S. 68 f.
48. Gasser p. 1792. — Crophius, Hist. Erz. § 5.
49. Roth Bd. II S. 188 f.
»