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führung können schließlich noch die an AnthracippuM gerich¬
teten Verse am Schluß der Augsburger Ausgabe des Beel
herangezogen werden, die — allerdings in einem sinnver¬
dunkelnden Latein — Bircks Schuldbekenntnis enthalten:
„O Anthracippe, nominis
Ommissionem ne putes
Fieri tui invidentia
Fraudi, precor, ne ascripseris .."
Birck fürchtet, man könne ihn einen Fälscher nennen und stellt
es als angenehmer für beide Teile hin, wenn der Name des
wirklichen Verfassers ungenannt bliebe!
Das Ergebnis, daß nicht Birck, sondern Kolroß der Ver¬
fasser der anonym erschienenen Tragedy wider die Abgötterey
ist, bedeutet im Zusammenhang betrachtet, daß Bircks drama¬
tische Produktion in Basel mit der Judith, also 1534 beendet
ist. Da er in diesem Jahr seine neue Tätigkeit als Leiter des
Pädagogiums antritt, liegt es nahe, diese beiden Tatsachen in
Zusammenhang zu bringen. Entweder hatte er ganz einfach
keine Zeit mehr zu dramatischer Nebenarbeit, oder aber es ließ
sich die Abfassung deutscher Stücke und die Veranstaltung
bürgerlicher Aufführungen mit dieser Stellung nicht verein¬
baren.
Die fünf Stücke der Basler Jahre:
Ezechias,
Tragödie,
1530
Zorvbabel,
Tragödie,
1531
Susanna,
Historie,
1532
Joseph
Komödie,
1533
Judith,
Tragödie,
1534
lassen eine einheitliche und geschlossene Entwicklung erkennen:
es ist das Bemühen um ein Drama im humanistisch-klassischen
Sinn. Diese Richtung behauptet sich auch stärksten volkstüm¬
lichen Einflüssen gegenüber als Formprinzip.
schließen sichBächtold, C r e i z e n a ch u. a. m. an. A u b u r t i n stellt
das Ungewöhnliche der Akteinteilung fest und weist auf den bei B. sonst
nie verwendeten Dreireim am Schluß der einzelnen Reden hin, der für
Kolroß und Bnllinger charakteristisch ist. In der Tragedy findet er sich
elfmal, im Beel nur noch fünfmal, also muß B. ihn als störend empfun¬
den haben. Zu einem sicheren Ergebnis kommt Auburtin nicht.
44. Creizenach Bd. III S. 241, Anm. 3, deutet ohne auf den In¬
halt der Verse einzugehen (!) den Namen richtig als Kolroß. Er glaubt,
daß deshalb der Namen Carbonirosa und damit die ganzen bibliographi¬
schen Angaben bei den Nachfolgern Gesners falsch sein müssen. Abgesehen
oavon, daß B. ganz gewiß die Absicht hatte, dem Namen des Bestohlenen
eine möglichst unbekannte Umschreibung zu geben, ist das Nebeneinander
der gräzisierten und der latinisierten Form nichts Ungewöhnliches.
B ächtold S. 299 kennt sogar als einzigen einen dritten Namen: Ro-
donthracius.