Full text: Augsburger Schultheater unter Sixt Birck

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tion vom Humanismus löst und mit altvertrauten volksmäßigen 
Formen in Verbindung bringt. Unter diesen Umständen wird 
aber auch in der Schule das humanistische Element die gerin¬ 
gere Rolle spielen, und hier muß sür Birck eine Schwierigkeit 
gelegen haben. Seine Schulmeistertätigkeit in Basel wird unter 
dem Gesichtspunkt zu betrachten sein, wie er, der in neuen 
Ideen und neuen Formen Geschulte, sich mit einer Umgebung 
auseinandersetzt, die jede neue Idee mit alter Form verbindet. 
3. Die deutschen Dramen und Aufführungen. 
Nysaeus berichtet: „Als erster — wenn ich nicht irre — 
schrieb er biblische Komödien und führte sie auf. Im ersten 
Jahr fseiner Tätigkeit bei St. Theodor, also 1530/1 j spielte er 
Ezechias und Zorobabel, dann Susanna, danach Joseph und 
Judith.... Bevor er aber wegging fl. Hälfte des I. 1536], 
spielte er unter großem Beifall Beel". Die Bestätigung für die 
Richtigkeit dieser Reihenfolge, die man wohl mit der der Ent¬ 
stehung gleichsetzen darf, ergibt sich aus den Titeln der zwei in 
Basel gedruckten Stücke sowie aus der Betrachtung der Dramen 
selbst. 
Ezechias und Zorobabel, die Nysaeus als erste aufzählt, 
behaupten unter Bircks sämtlichen früheren Stücken eine Son¬ 
derstellung durch das Festhalten an der Einheit des Ortest 
Diese Regelhaftigkeit ist ein sicherer Beweis dafür, daß Birck die 
beiden kleinen Stücke noch ohne jede volkstümliche Beeinflus¬ 
sung aus der humanistischen Sphäre der Universität heraus 
verfaßte. Damit könnte man sie vom formalen Standpunkt aus 
als unselbständige Nachahmungsversuche abtun18 19, wenn nicht 
zu den: Ungewöhnlichen der biblischen Stoffwahl noch ein Um¬ 
stand hinzukäme, der für die Richtung von Bircks zukünftigem 
Schassen, sür die Tendenz seines Schultheaters von höchster 
Bedeutung ist: die beiden „klassisch" gebauten Tragödien, be¬ 
stimmt für die Schüleraufführung eines lateinischen Gymna¬ 
siums, sind in deutscher Sprache verfaßt! 
Hätte Birck Uebungsstücke für den engen Kreis der Schule 
geben wollen, so hatte er sie ohne Zweifel lateinisch schreiben 
müssen. Sein Ehrgeiz war aber größer: die Drainen sollten 
Vermittler sein, die bei der Aufführung aus der Schule heraus 
18. Wenn diese Regel auch erst um 1570 theoretisch formuliert und 
zum dramatischen Gesetz gemacht wurde, so war sie doch durch die Bühnen¬ 
verhältnisse der italienischen Renaissance dem Drama schon früher auf¬ 
erlegt worden. (C r e i z e n a ch Bd. II S. 460 ff.). 
19. C r e i z e n a ch Bd. Ill S. 233 erinnert an die Lomoeäiae vel 
potius Dialogi des Jakob Locher Philomusus.
	        
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