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Die Erfurter Universität stand damals noch in höchster
Blüte: Birck hörte u. a. Euricius Cordus und Lobanus
Hessus, doch war sein Aufenthalt dort zu kurz, um einen
tieferen Einfluß auf ihn ausüben zu können. Als die Univer¬
sität wegen herrschender Seuchen schließen mußte, siedelte Birck
nach Tübingen über, wo er am 19. April 1522 immatriku¬
liert wurdet
Dasselbe Jahr noch brachte den Entschluß, den geistlichen
Beruf aufzugeben. Das Neue, das er in Thüringen kennen
gelernt hatte, wirkte fort und wurde bestärkt durch die Einwir¬
kung des Vaters, der während langer schwerer Krankheit An¬
hänger des Urbanus Rhegius geworden war, des Dompredi¬
gers, der im November 1520 als Nachfolger des Oecolampad
von Konstanz nach Augsburg gekommen und dort ein Vor¬
kämpfer für die Reformation geworden war^o.
Birck wandte sich jetzt — wie Nysaeus es nennt —
„aussichtsreicheren Studien" zu und erwarb bereits 1523 das
Baccalaureat. Im Juli desselben Jahres wurde er durch
den Tod des Vaters nach Augsburg zurückgerufen, hier
gelang es ihm bald, in den Besitz eines Stipendiums zu kom¬
men, das ihm die Fortsetzung der Studien ermöglichte. Am
31. Dez. 1523 ließ er sich auf Konrad Peutingers Anraten in
Basel immatrikulieren".
An dieser als Durchgangspunkt zwischen Italien und
Deutschland wichtigen Universität empfing Birck seine eigent¬
liche Bildung, die neben dem selbstverständlichen Latein Grie¬
chisch und Hebräisch, Mathematik und Philosophie, Iura und
Theologie umfaßte. Am stärksten aber wirkte das Studium der
Poesie unter Glarean auf ihn ein. Auch in Erfurt hatte sich
reiche Gelegenheit zur Beschäftigung mit diesem Fach geboten,
doch hatte es wohl an seiner großen Jugend wie an der Ab¬
sicht Geistlicher zu werden, gelegen, daß sein Interesse für diese
Dinge damals noch nicht wachgeworden war. Nun betrieb er
die Studien mit größtem Eifer, obwohl er daneben auch noch
andere Arbeiten übernehmen mußte, weil er von seinem Sti¬
pendium die Mutter mitzuernähren hatte. Nachdem er aus
diesem Grunde einige Zeit lang Pedelldienste bei der Universität
verrichtet hatte, und ein Versuch, in Augsburg eine geeignete
Tätigkeit zu flnden, fehlgeschlagen war, leistete er zwei Jahre
lang Korrekturarbeiten in den Werkstätten der großen Buch¬
drucker Cratander, Froben und Bebel. Diese Arbeit bot ihm
9. H e r m e l i n ck, H., Die Matrikeln der Universität Tübingen
1477—1600. Stuttgart 1906.
10. Roth, Bd. I. S. 57.