— 80
ferner, wie schon bei Deinhardstein, den Diebstahl eines Manu¬
skripts, und weiter einen lächerlichen Nebenbuhler in Liebe und
Poesie, die Begeisterung des Volkes für Lachs, selbst die humor¬
volle Auffassung des Zchustergewerbes. Vielleicht kommt sogar
Ferdinand Naimunds „Gefesselte Phantasie" mit ihrem Länger¬
kampf um die Hand Hermiones als Cfuelle Wagners in Betracht').
Von wissenschaftlichen Hilfsmitteln hat Wagner, der einmal
die Lelbständigkeit seiner Dichtung betont"), nur Jacob Grimms
Streitschrift über den Meistergesang, Wagenseil und in zweiter
Linie die Darstellung des Meistergesangs bei Gervinus benutzt).
von den äußeren Ereignissen in Sachsens Leben hat Wag¬
ner nur wenig in seine Dichtung übernommen: seine verwitwung,
der Tod seiner Mnder werden erwähnt- und bei Wagner wie
') E. v. Komorzpnski nimmt (Euphorion Bd. 8, 1901, 5. 340 ff.)
als die Lluelle für Wagners (Quellen und zugleich für Kleists ..Käthchen
von kfeilbronn" das Lustspiel ,,Liebhaber und Nebenbuhler in einer Person"
(1790) von 5- w. Ziegler an mit seinem Gegensatz und der Verbindung von
kldel und Bürgertum. Auf Kleists Drama führt er auch das wagnerfche
TTtotio zurück, daß Evchen im Bilde des Königs David gleichsam den Kitter
liebt, ehe sie ihn kennt — was ich nicht für notwendig halte: man denke
nur an die ganz ähnlichen Vorgänge bei Senta und Elsa. Der Stammbaum
des wagnerschen Werkes würde sich also, alle Eventualitäten mit einbe¬
zogen (von den wissenschaftlichen Quellen ist hier natürlich abgesehen) fol¬
gendermaßen ausnehmen:
Ziegler
Zur Eluellengefchichte des wagnerschen Dramas vgl. jetzt besonders K o e t h e,
Sitz.ber. d. Kk. d. Wifs., Berlin !9l9, S. 673 ff.
2i K. wagner, Briefe an !K. Wesendonk, 32. tlufl, Berlin 1908,
Nr. 128. S. 295; s. auch Mein Leben S. 794 f.
3) Mein Leben S. 360. 788.