Full text: Zur Entwicklung und Bedeutung des deutschen Meistergesangs im 15. und 16. Jahrhundert

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Hud) die Teilung eines Wortes auf zwei Verse, die sich 
ja schon bei Konrad von Würzburg zeigt, begegnet uns bei Be- 
heim: er reimt einmal „her-wider“ auf „sunder“1 2). Ähnlich 
beginnt Runnenbeck eins seiner Weihnachtslieder, das im goldnen 
Ton Beckmessers abgefaßt ist, mit den Versen: 
..0 
wer wollt' nicht von Herzen do 
fro- 
lo- 
eken, jubilieren, 
der reinen Maid hofieren"3 7). 
Ihm ist k)ans Sachs ein gelehriger Schüler, der z. B. die mitt¬ 
lere Silbe von ,,entpfa-hen“ in den Reim setzR), und Spätere 
machten es auch nicht besser^) 
Die Reimkünstelei und -spielerei nimmt in manchen Strophen¬ 
schemata geradezu absurde Maße an. Ruch in dieser Beziehung 
hat sich Beheim hervorgetan. Die Reimordnung seiner „gekrönten 
Weise" ist diese: a a a a a b, a a a a a b, aaaaaaaaa br'). 
In seiner „hohen güldnen Weise" steht gar jedes Wort im 
Reimes; die 42 Verse seiner „schlecht güldnen Weise" bestehn 
aus abwechselnd ein und zwei Hebungen'),' die „slag weis" hat 
im Rbgesange neun Reime auf h hinter einander, denen nur nock 
einer auf d folgt8). Richt viel anders bei Holz, der die Passion 
(Rr. 1) in 17 Gesätzen besingt mit dem Reimschema a a a a a a 5, 
c c c c c c b, dddedddeddde-, die natürliche Holge ist ein 
ausgedehnter Reimzwang, unter dem z. B. in der letzten Strophe 
folgende Worte auf einander reimen: persan, gelan, han, man, 
erstan, pan (Bahn), abegan, trän (Thron), kran (Krone); 
1) Wackernagel Bb. 2 Nr. 861 Str. 1. v. 4 f. 
2) l) a in p e i. b. Ntilt. b. Der. f. Gesch. b. Stabt Nürnb. Fjefi 11 (1895) 
S. 180 f. 
3) bei Arnold Nr. 3 D. 42 f. ; ähnlich bei Wacker nage! Bb. 2 
Nr. 1406 Str. 3. 
4) 3. B. Streinz i. Zahrb. f. Gesch. Lls.-Loth., y. Iahrg. (1893) 
5. 76 ff.. Nr. 4. - 
I Ein Beispiel bei Büsching a. a. D. Nr. 1. 
e) ebenda Nr. 9. 
7) bei Balte, Prager Studien Pest 8 (1908) S. 406 ff. 
8) Wackernagel Bb. 2 Nr. 876.
	        
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