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Hud) die Teilung eines Wortes auf zwei Verse, die sich
ja schon bei Konrad von Würzburg zeigt, begegnet uns bei Be-
heim: er reimt einmal „her-wider“ auf „sunder“1 2). Ähnlich
beginnt Runnenbeck eins seiner Weihnachtslieder, das im goldnen
Ton Beckmessers abgefaßt ist, mit den Versen:
..0
wer wollt' nicht von Herzen do
fro-
lo-
eken, jubilieren,
der reinen Maid hofieren"3 7).
Ihm ist k)ans Sachs ein gelehriger Schüler, der z. B. die mitt¬
lere Silbe von ,,entpfa-hen“ in den Reim setzR), und Spätere
machten es auch nicht besser^)
Die Reimkünstelei und -spielerei nimmt in manchen Strophen¬
schemata geradezu absurde Maße an. Ruch in dieser Beziehung
hat sich Beheim hervorgetan. Die Reimordnung seiner „gekrönten
Weise" ist diese: a a a a a b, a a a a a b, aaaaaaaaa br').
In seiner „hohen güldnen Weise" steht gar jedes Wort im
Reimes; die 42 Verse seiner „schlecht güldnen Weise" bestehn
aus abwechselnd ein und zwei Hebungen'),' die „slag weis" hat
im Rbgesange neun Reime auf h hinter einander, denen nur nock
einer auf d folgt8). Richt viel anders bei Holz, der die Passion
(Rr. 1) in 17 Gesätzen besingt mit dem Reimschema a a a a a a 5,
c c c c c c b, dddedddeddde-, die natürliche Holge ist ein
ausgedehnter Reimzwang, unter dem z. B. in der letzten Strophe
folgende Worte auf einander reimen: persan, gelan, han, man,
erstan, pan (Bahn), abegan, trän (Thron), kran (Krone);
1) Wackernagel Bb. 2 Nr. 861 Str. 1. v. 4 f.
2) l) a in p e i. b. Ntilt. b. Der. f. Gesch. b. Stabt Nürnb. Fjefi 11 (1895)
S. 180 f.
3) bei Arnold Nr. 3 D. 42 f. ; ähnlich bei Wacker nage! Bb. 2
Nr. 1406 Str. 3.
4) 3. B. Streinz i. Zahrb. f. Gesch. Lls.-Loth., y. Iahrg. (1893)
5. 76 ff.. Nr. 4. -
I Ein Beispiel bei Büsching a. a. D. Nr. 1.
e) ebenda Nr. 9.
7) bei Balte, Prager Studien Pest 8 (1908) S. 406 ff.
8) Wackernagel Bb. 2 Nr. 876.