Full text: Zur Entwicklung und Bedeutung des deutschen Meistergesangs im 15. und 16. Jahrhundert

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letzten Verse der beiden folgenden Strophen. In öeheims oft 
benutztem Strophenschema 
4 a 4 c 
4 a 4 c 
3 b 3 b 
3 d 
4 e 
4 e 
3 d i 
steht die ausgesprochen lyrische Neimverschlingung des Nbgesangs 
in unorganischem Gegensatze zu der epischen Einfachheit der 
Stollen. 
N)as die Behandlung des Linzelverses anlangt, so schrieben 
die Tabulaturen vor, daß jeder Vers in einem Atem zu singen 
und daß nach dem Beim abzusetzen sei'). Der Vers sollte also 
eine Einheit bilden. Textlich ist diese Forderung nur ganz selten 
durchgeführt worden. Einem Johannes Spreng gestattete wohl 
seine Sprachgewandtheit die Erfüllung dieser äußersten Konse¬ 
quenz"), und einige Liebeslieder des 15. Jahrhunderts kommen 
ihr gleichfalls nach^). 
Zür völlige Nichtachtung der Verseinheit bietet wohl Ne¬ 
heim die reichhaltigsten Beispiele: bei ihm finden sich „und"') 
oder ein Artikel7’) wiederholt am versende. Nur ein Beispiel: 
„Sein namen tun ick eucb pekand, 
der trumm Albreht was er genand, 
römischer künig. Yn der 
Ungern und in der peham land 
der reich er küng waz paider sand. 
wider kumm ich enhinder 
An herezog leübolcz kinder . . ?). 
h vgl. 5 taiger , Benedikt von Watt, Berl. viss. 1908, S. 37. 
2) tteinz i. d. Sitz.ber. d. Münch. 5lk. d. wiss. 1893, 5. 196—200. 
3) K e i n 3 ebenda 1892, S. 660 f., 683 f. 
4, z.B. wackernagel vd. 2 Nr. 895 Sir. 12 D. 1 ; Nr. 862 Str. 2 
v. 7; Nr. 880 Str. 2 D. 5; Str. 5 v. 2 u. ö. 
3) z. B. wackernagel Bd. 2 Nr. 860 Str. 5 D. 1 ; Nr. 868 Str. 2 
V. 12; St. 8 v. 7 u. ö. 
°) bei Karajan Nr. l v. 81 ff.; vgl. auch N ü h n a. a. (D. S. 132. 
137 s.
	        
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