Full text: Zur Entwicklung und Bedeutung des deutschen Meistergesangs im 15. und 16. Jahrhundert

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im Sqrerlanö1) verwendet Sachs die Hälfte, in einigen biblischen 
Gleichnissen gar zwei Drittel des Gedichts auf die Ausnutzung-). 
Gr hat sich sogar nicht gescheut, die Betrachtung schon im ersten 
Gesätz beginnen zu lassenft. 
Eine Moral, die sich über mehr als die letzte Strophe er¬ 
streckt, mochte bei vielstrophigen Liedern entschuldbar sein. In 
einem sechzehnstrophigen Gedicht von Joseph VIe gegen Unkeusch¬ 
heit und hurereift nimmt die Ermahnung die beiden letzten 
Strophen ein. Sachsens Gedicht über die Zerstörung Jerusalems 
(l3 Strophen) hat eine Moral von drei Gesätzenft; Zolzens Er¬ 
zählung von dem unkindlichen Sohne (Nr. 23) läßt den fünf er¬ 
zählenden Strophen gar sechs ermahnende folgen. Berechtigt 
erscheint eine solche Ausdehnung der Moral in den allegorischen 
und sonstigen Gedichten, in denen die sittliche oder tendenziöse 
Ausnutzung die Hauptsache ist: dem Liede der Berliner hand- 
schriftft über die Spaltungen in der zeitgenössischen Ehristenheit 
wird ein Bericht über die ähnlichen Verhältnisse in der alten 
Uorinther Gemeinde gleichsam nur vorausgeschickt. Um der kirchen¬ 
politischen Polemik willen hat Sachs in der Strafweise Molzens 
das Lied von der ägyptischen Läuseplage geschriebenft. hierher 
gehören auch die alttestamentlichen Lieder mit neutestamentlicher 
Deutung. 
Gänzlich zerrissen wurde die Stropheneinheit dort, wo der 
Dichter in dem Bestreben, die letzte Strophe für die Moral frei¬ 
zuhalten, die (Quellenangabe in den Schluß des vorletzten Ge- 
ft Goedeke, Dichtungen des Hans Sachs, Bd. 1, Z. 129ff. 
ft Verl, h f. S. 12-14; 249-251; G ö t t. h s.Bl. 58'- 60; 151' —152. 
ft Gött. hs. BI. 56'—58; B e r I. h s. 5. 145—147. Ähnlich bei Wolf 
Gernolt vor allem in seiner Bearbeitung des 117. Psalms: Beri, h s. S.172 
bis 175; 25-25. 
ft hundert Thristenliche hausgesenge, Nürmberg, Johann K o I e r, 
1569, Teil 2, tir 16; ähnlich in dem 4fttrophigen Liede des Johannes Geise 
von Weisungen, Mackernagel Bd. 3, Nr. 1154. 
ft W a ck e r n a g e I Nr. 105. 
ft B e r I. h s. 78-80; ähnlich 47—49; und Hans Sachs bei Lützel- 
berger-Zrommann 5. 66 ff. 
ft Gött. Hs. 141-1425
	        
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