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Deifinger war neben Hans ©beider ((Blöghler)1, Benedikt
von Matt und Georg hager ein Erneuerer der Nürnberger Meister¬
schule, die nach Sachsens Tode in starkem verfall begriffen war.
Nun führte man eine Scheidung der lyrischen Meistersinger von
den dramatischen durch und erzeugte durch Sammlung und Nach¬
ahmung älterer Lieder eine künstliche Nachblüte. Benedikt von
MatK), eifriger Lutheraner, aber als Dichter krasser Dilettant,
der vor allem die Passionsgeschichte und den Jesus Zirach in Verse
brachte, zeigte, wie schon Michel Vogel, einen sonst seltenen hang
zu zyklischer Dichtung; Karl den Kühnen und Zriny hat er in je
neun, die Tellsage in sechs Liedern behandelt. In feinen Schwänken,
die zumeist von fremden Mustern abhängig sind, bevorzugt er das
Grobianische; an dem Schwank „Bin weib verspott den teuffei mit
eim furtz" interessiert die Zchlußwendung: der Teufel möge sich
zu seinem Herrn dem Papste fortmachen. Die dem Boccaz
entnommene Zweideutigkeit vom entliehenen Mörser entbehrt so¬
wohl der witzigen Darstellung wie der satirischen Spitze gegen
den Klerus, die doch sowohl bei der italienischen Vorlage wie
bei Hans Sachs vorhanden ist.
Georg Hägers^) Gedichte zeichnen sich zum Teil dadurch
vorteilhaft aus, daß sie in einfachen, kurzen Strophen abgefaßt
sind und auf persönlichen" Erfahrungen desj Dichters, ebenso
aus Beobachtung des Nürnberger Volkslebens, beruhen; sehr gut
erzählt ist auch der Schwank von dem Bauernsohn, der in der
Stadt studiert hat und dadurch vollends unklug geworden ist.
Um die Hebung der Meisterkunst war Ndam Puschmann be¬
sonders eifrig bemüht, „der bemerkenswerteste Vertreter des sinken¬
den Meistergesanges"^). Nicht nur daß er die älteste theoretische
') Lin Lied von ihm ist durch Volte abgedruckt i. d. Ztschr. f. ver¬
gleich. Lit. gesch. Bd. 7 (1894) S. 452; ein andres Verl. Hs. 5. 190 ff.
h hampe, Venedickt v. lvatt, Cuphorion Vd. 4 (1897) 5. 16 — 38;
S t a i g e r, V. v. 1V., Berl. Biss. 1908; Hiontanus a. a. ®. Nnh. Nr. 43;
lveim. §estschr. S. 61 (Hrsg. v. B o lt e).
3) Volte, 6 Meisterlieder G. Hägers, Alemannia Bd. 22 (1894, 5.159-
184;) weim. Zestschr. 5. 68 f.; L e r l. h s. 5. 399 f.
*j H o c t f) c , 5lllq. D. Biogr.Vd. 26. S. 732 ff., G o e tz e , Monographie
üb. den Mstrsgr. 5ld. Puschmann v. Görlitz, Neues Laus. Mag. Bd. 53 (1877)
S. 59 —157; Botte, Ein Mstrgfg. v. 5L, p. Iahrb. d. ver. f. Niederd. Sprach-
forsch. öd. 22 (1896 S. 150 f.; Martin, Die Mstrgsge. v. 5l. p. auf d.
Stratzb. Münster, h. Sachs-Zorsch., Nürnberg 1894, 5. 382-396; B e r l. h s.
an verschiedenen Drten.