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scheinbar anfängt, die Zwölf auszuzählen, dabei aber viele Dutzend
Namen beibringt und schließlich diesen Widerspruch dadurch zu er¬
klären sticht, daß es in jeder Generation zwölf Meister gegeben
habe, die aber nach ihrem Tode ständig durch andre ersetzt worden
seien'.) Das eigentliche Nevolutionslied aber ist das neunzigste:
die alten Meister, ruft er, sind überwunden, mancher neuere hat
bessere Gedichte gemacht,- jeder soll singen, wie es ihm der Himmel
eingibt; der wahre Meister ist, wer sowohl weise wie Worte
selbständig erfindet: paßt er seine Worte einem fremden Tone
an, so ist er wie einer, der halb beschuht, halb barfuß geht.
bewundernswert sind an diesen Liedern die persönliche, aus
dem herzen strömende Nede, der Freiheitsdrang und das künst¬
lerische Gewissen,- bewundernswert auch die historische Nenntnis
und Erkenntnis, welche die zwölf alten Meister nicht gradezu
leugnet, aber doch mit aller Schärfe die Relatioität jedes künst¬
lerischen Maßstabes betont und für die Gegenwart nicht als bin¬
dend erachtet, was für die Vergangenheit vielleicht vorbildlich
gewesen war,- höchst bemerkenswert auch die hohen Rnforderungen,
die er in diesen Gedichten an die Dichtkunst stellt: scheint er doch
in der Tat die Notwendigkeit eines inneren Zusammenhanges
von Inhalt und Form zu erkennen; und mit starker Betonung
stellt er die Natur über Convention und Reflexion, die Intuition
über die Tradition, Neidhart über Frauenlob.
wenn Folz seine Ideen nicht überall in die Wirklichkeit
umgesetzt hat, wenn er trotz allem im wesentlichen die ausge-
fahrenen Geleise weiter benutzte, so ist das nicht zu verwundern.
Dennoch darf nicht verkannt werden, daß er mit seiner theore¬
tischen Einsicht nicht allein seine Zeitgenossen, sondern auch das
l6. Jahrhundert, einschließlich Hans Sachsens, entschieden überragt.
Die Forderung Nestlers und Folzens, jeder Meistersinger solle
das Recht und die Pflicht haben, eigene Töne zu erfinden, ist
bald Allgemeingut der Sängerschulen geworden. Ein Fortschritt
') 3n der letzten Strophe dieses Liedes bringt §olz, gleichsam im Über¬
mut auf seine eigne dichterische Kraft pochend, 18 Reime auf ein Wort, wie
chn auch sonst die Sucht, durch formelle Bravourstücke zu glänzen, wiederholt
zu wenig geschmackvollen Künsteleien und entstellendem Reimzwang ver,
führt hat (Nr. l. Z u. ö.). — Schon die persönlicher Polemik gewidmeten
Lieder waren übrigens in den neuen Tönen eigner Erfindung, dem verborgenen
"n!fftMl?unbekannten Tone, gedichtet und komponiert.