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Keineswegs an legendenhaften Zusätzen (über Engel und Teufel,
über das holz, aus dem das Kreuz Thrisli gefertigt wurde, u. a.).
viele der religiös-didaktischen Gedichte, die oft hymnenartig an¬
muten, sind von echter lyrischer Begeisterung getragen und preisen
Gott Vater, Lohn und heiligen Geist als die Geber aller Güter
und die Lrleuchter des dichterischen Genius. Rndre rufen Gott
und Maria um Beistand gegen die Listen des Bösen an; andre
sind rein belehrend und teils mit allegorischem Schmucke versehen,
teils einfach darstellend oder mahnend.
wollten wir den lvert der dichterischen Persönlichkeit Beheims
auf eine kurze Formel bringen, so ließe sich sagen, daß die Un¬
zulänglichkeit seiner Kunst aus dem Unvermögen fließt, wichtiges
und Unwichtiges, poetisches und poesiewidriges zu unterscheiden,
daß ihm jedes Empfinden für die Notwendigkeit eines organischen
Verhältnisses zwischen innerer und äußerer Form mangelt, so daß
er keinen Unstotz nahm, religiöse und didaktische Gegenstände in
lyrischen Strophen zu behandeln, deren Verse, etwa in der güldenen
weise, nur ganz wenige Silben enthielten, oder in denen gar,
wie in der hohen güldenen weise, jede einzige Silbe reimte, hier
hört jeder Ernst der Kunstübung auf, und fadeste Künstelei und
Spielerei tritt an ihre Stelle.
Gleichwohl beobachten wir bei demselben Dichter eine kunst¬
technische Erscheinung, die auf eine gewisse instinktive Einschätzung
des formell Uichtigen zurückgeht und der wir noch öfter begegnen
werden: in einem fast rein beschreibenden Gedicht über eine Uord-
landsreise (Büsching Ur. lO) gebraucht Beheim eine Strophen¬
form, die dem epischen Reimpaar außerordentlich nahe kommt:
xaab; b c c d; d e e f f g; die nächste Strophe beginnt mit g h h i.
praktisch betrachtet sind das Ueimpare, nur der erste Vers des
ersten Bars ist eine Waise; auch der Binnenreim als Verbindung
von Uuf- und Ubgefang beeinträchtigt den epischen Eharakter
des Gefüges kaum. Und etwas sehr Ähnliches finden wir in
seinem „Buch von den wienern", dessen strophische Gliederung
sich von dem Reimpaar nur insofern unterscheidet, als in ihm der
Wechsel von dreifüßigen weiblichen und viersüßigen männlichen
Versen fest geregelt erscheint. Rndrerseits gesteht der Dichter
seine formelle Unsicherheit in der Vorbemerkung zu seinem Epos
zu: „Dises sagt von den wienern vnd stet das man es lesen