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Die eigentlichen Träger der Meisterkunft waren, wenn auch
Schulmeister, Studenten, Anwälte, Notare, Schreiber, ja sogar
Geistliche und Kitter zu den Meistersingern gehört Habens, den¬
noch die in Zünfte organisierten Handwerker, unter denen sich
die Schuster, Kürschner und Weber besonders hervortaten^); und
die Entwicklung des Meistergesangs läuft ziemlich genau parallel
mit Aufstreben, Blütezeit und Niedergang des deutschen Hand-
werkerstandesh. Der bürgerlich-handwerkerliche Charakter ihrer
Kunst zeigt sich auch darin, daß die späteren Meister die Tradition
ihrer Kunst verbürgerlicht haben, indem sie den vermeintlichen
Begründern ihrer Kunstübung nachträglich bürgerliche Vornamen
und Berufe beilegten^).
Wie die Minnesinger es gewesen waren, so waren die
Meistersinger des l5. Jahrhunderts fahrende Sänger, die von
ihrer Kunst lebten und ein Handwerk nur etwa nebenher betrieben
Gegen Ausgang des 15. und vollends im 16. Jahrhundert wurden
sie seßhafte Städter, die ihr Handwerk nährte und die die Pflege
der Sangeskunst auf den Feierabend aufsparten; doch weist das
17. Jahrhundert wieder Fahrende auf, und bereits Hans Sachs
scheint um die Mitte des 16. Jahrhunderts sein Handwerk auf¬
gegeben zu haben, um sich ganz der poetischen Produktion zu
widmen3). Das erscheint um so natürlicher, als die Ausübung
der Dichtkunst eine gewisse Gelehrsamkeit voraussetzte, deren An¬
eignung immerhin geraume Zeit in Anspruch nahm, mochte sie
auch auf ein paar populäre Kompendien zurückgehn wie das
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