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das wahr ist, so kann sie mein Kind rti.fit sein; aber es kann nicht so
sein!"" Nachdem es mir (dem Zeugen) gelungen, sie zu beruhigen, sagte
ich, sie solle es aus d e m M u n d e i h r e s K i n d e s s e l b st vernehmen.
Ich rief das Kind und bat es, der Mutter zu erzählen, was es mir er¬
zählt habe. Da barg es sich an dem Kleide der Mutter und wollte kein
Wort sprechen. Ich fragte sie dann über die einzelnen Punkte, welche
sie mir Tags vorher eingestanden hatte, aus. Auf jede meiner Fragen
nickte sie ganz deutlich, wurde aber dabei von der Mutter in heftiger
Weise von Schmerzensausrufen und Lamentationen unterbrochen. Die
Mutter war kaum fähig, zu sprechen. Ich habe niemals einen solchen
Ausdruck des Schmerzes gesehen. Dann sagte sie zuin Kinde: „„Ich
will jetztnichtsmehr von Dir wissen; wenn Du mich und
alle Welt so belo gen hast, bist Du mir freind!" Nach einigen
Sekunden habe sie sich noch einmal an ihre Tochter gewandt und ge¬
fragt : „Ist daswirklich wahr, wasDu de m Doktor gesagt
hast?" Und dieses kleine Mädchen hat darauf gesagt
„Nein, es ist nicht wahr!" D.-rZeuge schildert, wie er durch diese
Wendung ganz deprimirt worden sei; die Mutter habe jede seiner Fragen
wiederholt unb das Kind habe jede mit „Nein!" beantwortet.
Er habe seinem Unw.llen Luft machen wollen, aber weiter nichts gesagt,
als: „Ich sehe jetzt, daß man Dir (der M. Kunz) nichts mehr glauben kann.
Darauf sei er mit Mutier und Tochter in den Wald gegangen, um die
Oertlichkeit zu besehen. Ohne die geringste Scheu zu verrathen, habe
die kleine Kunz das alte Lied von Neuem erzählt. Er habe es ohne
Einwaitd angehört und dann zu dem Kinde gesagt: „So, jetzt muß ich
mit dir nach dem Eulenwalde gehen, wo das Mädchen war." Da habe
ihm das Kind „mit einer Art impertinenten Aplomb" geantwortet:
„„Da brauchen Sie auch noch hinzugehen, das war ja
Alles gelogen!"" Er sei nun mit dem Kinde nach Saarbrücken zu¬
rückgekehrt. Auf der Station in Reden habe er noch einmal die Glaub¬
würdigkeit des Kindes prüfen wollen und deßhalb zu dem Mädchen ge¬
sagt: „Es ist ja möglich, daß du etwas gesehen hast; wenn dir die Mut¬
ter Gottes nochmals erscheint, bitte ich dich, folgende drei Fragen an
sie zu richten: 1. Ob die Miltter Gottes den Fragenden kenn!; 2. Ob
die Mutter Gottes ein Faktum aus meinem Leben, welches ich allein
kennen kann, dir sagen wolle; und 3. Wie ich mich weiterhin in dieser
Untersuchung verhalten, und was ich thun soll?