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Verhandlungen denn auch bewiesen, daß die Kinder seit d esem
1l. Juli 1876 bis heute niemals mehr von irgend Jeman¬
den einen Pfennig angenommen haben. Auch der Herr
Ober-Prokurator hat in seinem Vortrage keinen einzigen Fall namhaft
machen können, oder, um ganz korrekt zu sein, nur einen einzigen; aber
was für eine»? Ein jetzt verstorbener Mann Namens Bonn hielt sich
ungefähr eine Woche in Marpingen auf und sein Kiitd spielte viel mit
der Grethchen Kunz. Ec hat .tun einmal den Kindern, d. h. dem seinigen
und dem Grethchen, 1 JL geschenkt. Daß die Anklage dieses Vorfalles
Erwähnung thun zu müssen glaubt, das richtet sie schon alleilt.
Es ist nun freilich richtig, daß nach dem 1l. Juli bis zum Ein¬
treffen des Militärs an der Gnadenstelle Opfer niedergelegt wurden.
Das konnten die Eltern aber nicht hindern. Man könnte ibiten doch
nur dann einen Vorwurf machett, wenn sie sich dieses Geld aitgeeignet
hätten, litt!) da ist es der Vertheidigung glücklicherweise gelungen,
nachzuweisen, wohin dies Geld gekommen. Von der Zeugin Frau
Märzen aus St. Wendel haben Sie gehört, daß sie am l2. spät Abends
an Ort und Stelle war und das Geld da liegen sah. Am 13. Mor¬
gens um 5 Uhr war sie die erste wieder an Ort und Stelle, und das
Geld lag noch da. Wenn die beschuldigten Eltern sich das Geld
hätten aneignen wollen, dann hätten sie es doch jedenfalls in der Nacht
geholt. Der Zeuge Lißmann bekundet aber nun auch, daß bei dein
Eintreffen des Militärs 5 bis 6 Personen sich über das Geld hermach¬
ten, und darunter ein Soldat Namens Minke. Zeuge war damals
selbst Soldat.
Der Herr Ober-Prokurator scheint dann auch den Vermögensvor¬
theil, den die Eltern gehabt hätten, vorzüglich in dem Betreiben von
Gastwirthschast zu finden. Es ist richtig, daß die Eltern wegen unbe¬
fugten Betriebes von Gastwirthschaft im März v. I. bestraft worden
sind. Ich habe sie damals vertheidigt und stelle den Thatbestand fol¬
gendermaßen vor. Wenn man meine Darstellung nicht richtig findet,
dann kann ja die Mittheilung der Akten, die Ihnen vorliegen, von der
Anklage beantragt werden. In der Zeit, als täglich Tausende nach
Marpingen pilgerten, fanden dieselben in den paar Wirthshäusern
natürlich keine Aufnahme. Fast mit Gewalt drängten sie sich den Ein¬
wohnern auf und erzwangen guasi Nachtguartier und Morgens eine
Tasse Kaffee. Es wurde ihnen nie etwas abgefordert, aber die meisten