Full text: Der Marpinger Prozess vor dem Zuchtpolizeigericht in Saarbrücken

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Neur. hingegangen und hat gesagt, daß eine Kapelle gebaut werden 
solle, und diese Kapelle solle von Stein und nicht von Holz sein. Der 
Pfr. soll erwidert haben, dazu gehöre die Genehmigung. Sie haben ge¬ 
hört, in welcher Weise der Pastor vor dem Regierungspräsidenten verhört 
worden ist. Hubertus hat weiter erzählt, daß die Umlage nicht bezahlt 
zu werden brauche. Sie haben ferner von Dubitschec gehört, daß Hu¬ 
bertus gesagt hat, die Muter Gottes sei noch nicht da, sie käme um 5 
Uhr, also hat er vollständig an dieser Sache Theil genommen. Sie hörten, 
in welcher Weise das Geld vermehrt worden ist, wie es in Kaulen 
geworfen und mit Erde zugedeckt worden ist und wie reichlich die 
Opfer geflossen sind. Wie das Geld fortgekommen ist, ist nicht ermittelt 
worden. Damals war Hubertus mit im Walde und hat lebhaft an 
der Sache Theil genommen, indem er sagte: „dann und dann kommt die 
Mutter Gottes/ Er hat ferner am folgenden Tage mit die Messe be¬ 
stellt, nach welcher die Prozession stattsand. Außerdem hat er sich des 
Gewerbevergehens schuldig gemacht und selbst Bortheil davon gehabt. 
Ich bin der Ansicht, daß auch gegen ihn prinzipaliter die Beschuldigung 
vorliegt, daß auch er sich einen Betrug, ev. jedenfalls eine Hülfeleistung 
zum Betrüge hat zu Schulden kommen lassen. 
Weiter ist es die Frau Hubertus. Auch hier treten dieselben 
Momente wie gegen ihren Ehemann hervor. Sie war zur Zeit der 
Rücknahme des Widerrufes zugegen, wie sie selbst angegeben hat, in der 
Mariannenanstalt, und als die Kunz sagte: „Sage so, wie Du immer 
gesagt hast!" — war sie zugegen. Sie hat aber auch schon vorher an 
den Thathandlungen Theil genominen ; in ihrer Gegenwart und in ihren: 
Hause soll zum ersten Male die Dreifaltigkeit erschienen sein; sie hätte 
damals unter einem Baume gestanden, so daß angenommen werden 
mußte, daß sie das wußte. Sie war bereits vom Angeklagten Dicke 
vernommen worden: sie hat die Messe bestellt; sie ist am 5. Juli 
Abends mit zum Walde gegangen. Sie hat vor dem Untersuchungs¬ 
richter gesagt, wer die Fragen gestellt habe, wisie sie nicht; und doch 
war es ihr eigenes Kind, welches Gegenstand der Betrachtung geworden 
und von allen Seiten bewundert wurde. Ich glaube nicht, daß ange¬ 
nommen werden kann, daß eine Mutter sich vollständig zurückgehalten 
hat, und bin der Ansicht, daß sie volles Bewußtsein von der Sache ge¬ 
habt hat, nnd daß sie ebenfalls, wie ihr Mann, schuldig ist. Das Geld 
floß in die Haushaltung hinein. Ich glaube, daß in dieser Beziehung
	        
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