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er Kat an die Erscheinungen geglaubt und bestreitet, aus gewinnsüchtigen
Absichten die Sache unterstützt und befördert zu haben.
Der Präs, verhört ihn über den thatsächlichen Bestand. Auch der
Frau Hubertus ist dieselbe Beschuldigung zur Last gelegt wie ihrem
Manne; auch sie will an die Erscheinung geglaubt haben, nachdem die
Kinder sich darauf gehalten- und namentlich nachdem Necktenwald g e -
heilt worden; sie bestreitet, je mit den Kindern nach dem Walde
gegangen zu sein.
Pastor Neu reut er erklärt: „Jedes Jahr pflege ich dem Herrn
Pastor in Heusweiler im Sommer einige Tage auszuhelfen. Ich war
im Jahre 1876 vom 3.—5. Juli bei ihm. Bei der Rückkehr am 5.
Juli fiel es mir allerdings auf, das; im Dorfe M. Gruppen von Leuten
auf der Straße standen; aber erst im Psarrhause hörte ich von meiner
Haushälterin, daß die Kinder die Erscheinung gehabt haben sollen. An;
6. brachte Jemand die Kinder zu mir; es war kaum ein Wort aus
ihnen herauszubringen. Ich sagte zu ihnen: „„Seid brav und betet!""
Ich habe nicht zu ihnen gesagt, sie sollten es mir melden, wenn sie
wieder eine Erscheinung hätten. Hubertus war es, der zuerst mir
sprach von dem Wunsche, daß eine Kapelle gebaut werden möge; ich
entgegnete, zu solchem Bau sei Genehmigung nöthig.
Der Gerichtspräsident hält ihm Folgendes vor: „Am 14.
Juli wurden Sie durch Regierungspräsidenten v. Wolfs, Besser und
Woytt oerhört; Sie sagten, Sie könnten den Mann nicht, der Ihnen
von der Kapelle gesprochen, und Sie Kütten ihm gesagt, zum Bau der
Kapelle fei viek Geld nöthig." Der Gerichtspräsident hebt hervor, daß
hierdurch Reureuter die Nothwendigkeit des Geldsammelns ange¬
deutet habe.
Pastor N e u r e u t e r bemerkt, daß er sich dieses Verhöres nicht genau
erinnere; daß er aber möglicher Weise Bedenken getragen habe, überhaupt
einen Namen dem Regierungspräsidenten Wolff, der ja zu einem
Verhöre kein Recht gehabt, zu nennen, und daß er vielleicht zum
Hrn. Wolff selbst gesagt habe, der Bau einer Kapelle sei sehr schwierig,
da man dazu ja viel Geld haben müsse.
Der Gerichtspräsident behauptet, der Pastor Neureuter
sei nicht so „neutral" gewesen, wie er behaupte, da er ja am 12. Juli
ein Hochamt für die Kinder gehalten habe, wodurch er aktiv ausge¬
treten sei und die Kinder außerordentlich in ihren Einbildungen bestärkt
habe.