Full text: Der Marpinger Prozess vor dem Zuchtpolizeigericht in Saarbrücken

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Ze uge: „Die Kinder haben auf.mich nicht nur den Eindruck der 
höchsten Unbefangenheit gemacht, sondern auch eine solche leb- 
haste A u f f a s u n g bekundet, wie man sie nur dann h >ben kann, 
wenn man wirklich das sagte, was man gesehen hat; ich habe die 
Kinder allein und in Gemeinschaft die Sache beschreiben lassen, ver¬ 
schiedene Kreuz- und Querfragen angestellt, und mir Alles in natu-a 
zeigen lassen. Alles stimmte überein und die Aussagen waren so prompt 
und so entschieden, das; ich mir sagte, die größten Schauspieler der Welt 
würden nicht fertig bringen, dieses zu machen." 
Präs.: „Das war also der Eindruck, die größten Schauspieler 
brächten es kaum fertig." 
Zeuge: „Diese bekämen es nicht fertig, wenn sie es nicht 
gesehen hätten." 
Präs.: „Das würde also a contrario Material zur Kritik der 
Kinder liefern. Wenn die Kinder die Erscheinung nicht gesehen, dann 
würden sie nach Ihrer Auffassung die größten Schauspieler der Welt 
sein." 
Bachem : „Der Zeuge soll sich äußern über die Zeit bis zum 11. 
September." 
Präs.: „Ja. Was denken Sie darüber, wenn die Kinder sagen: 
Wir haben nur etwas Weißes gesehen, wie eine Frau; wir sind er¬ 
schreckt davongelaufen?" Wenn die Kunz weiter sagt, „nachdem das vor¬ 
gekommen , da ging ich vor die Thüre, da kam ein anderes Mädchen 
und sagte: Du hast Etwas im Walde gesehen, und sagte dann, gehe 
Morgen wieder hin, und wenn du dann auch Nichts siehst, dann fragst 
du: „Wäschen, wer bist du?" und auch wenn nichts geantwortet wird, 
dann sage, sie habe gesagt, „ich bin die unbefleckt Empfangene." Wenn 
nun der Beamte zu dem Kinde sagt: Deine Aussage ist von großer Be¬ 
deutung, sage mir die Wahrheit, denke, Du ständest vo: Gott, und das 
Kind gibt zur Antwort „so wahr wie Gott im Himmel ist" und sagt 
am Andern Tage wieder „das ist erlogen" ; „W asdenkenSiedavon?" 
Zeuge: „Das Kind hat gelogen." 
Präs.: „Also gelogen?" 
Zeuge: „So viel ich weiß, hat das Kind immer eingeräumt, daß 
es den Dr. Strauß belogen habe." 
Präs.: „So wahr ein Gott im Himmel ist," hat es zweimal ge¬ 
sagt ; und die Sache wäre erlogen! Würden Sie es für möglich halten.
	        
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