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Regel wollten die Geheilten eine Erscheinung gehabt haben; wenn sie
mit dein Rufe ans prangen: „Ich bin geheilt!" — dann umgaben die
Leute sie sofort. Von verschiedenen Geistlichen wurden dann Notizen
gemacht, und machte sich beim Falle Ladn er besonders Herr Pastor
Schneider bemerklich. Ich weiß mich nicht mehr genau zu erinnern, wie
es in den einzelnen Fällen zugegangen hat und muß ich mich aus ¡’teilte
früher eingereichten Protokolle berufen. Mehreren angeblich Geheilten
wurde heiinlich Geld gegeben; von dem Stader weiß ich dieses
sicher, denn dieser ist mir vorgeführt worden."
Bachem: Nach Aussage des Zeugen hat sein Ausdruck: „Geheim
wurde den Geheilteit Geld gegeben", nur Folgendes zu bedeuten „Ich
habe nicht gesehen, daß ihnen Geld gegeben wurde, ich habe nur
Schlüsse gezogen."
Hentschel: „Da die Leute meistens arm waren, so habe ich dies
dahin geschlossen, da es auf mich den Eindruck machte, daß die Leute
ein Geschäft daraus machen wollten."
Simons: „Ich bemerke, daß der Zeuge aus einem Vorfalle
deren drei gemacht hat, indem er ja nur von dem einen Falle gehört
hat, daß der Hotelbesitzer Bonn dem Kinde Kunz Geld gegeben hat."
Bachem: „b'oma crescit eundo; es wird oft den Zeugen vorge¬
halten, daß sie sich nicht genau erinnern, und hier haben wir den Fall,
daß sogar jene Leute, welche eigens zur Beobachtung nach Marp. geschickt
werden, sich nicht genau der Dinge erinnern."
Präs.: „Soll das aus mich gehen?"
Bach.: „Durchaus nicht; ich will keine Schlüsse ziehen."
Präs.: „Nur Thatsachen können Sie richtig stellen."
Bach.: „Dem Hrn. Präsidenten zu nahe zutreten, kann mir nicht
in den Sinn kommen; die Stellung des Vertheil), zum Präs. verbietet
das ja."
Präs.: „Es geschieht auch Manches, was nicht gestattet ist."
Oberp. wünscht, daß der Zeuge Hentschel ein Leumundszeugniß
über Marp. und über die finanziellen Verhältnisse gebe.
B a ch. bemerkt, daß der Landrath und Friedensrichter k. wohl
kompetentere Personen wären zur Abgabe eines Leumundzeugnisses als
Zetige Hentschel, worauf der Oberprokurator auf Vernehmung des Zeugen
in dieser Hinsicht verzichtet.
Hentschel bekundet in finanzieller Hinsicht, daß die Leute
arm sind und der Gerichtsvollzieher oft pfänden muß. .