beichten, blieb auch der Gottesdienft nicht ungeftört. Aus Voriieht
hatte man die Schlo^kirdie gefchloffen, um den Bilderftürmern keinen
Anla^ zu geben, ihren Mutwillen an den dort befindlichen Denkmälern
der Grafen und Fürften auszulafiem Nur in der Ludwigskirche wurde
Gottesdienft gehalten, der anfangs ungeftört blieb. Aber bald fah
man lieh genötigt, von dem Kommandanten eine Schu^wadte zu
erbitten. Doch dies half nidit lange, und bald iah fich die verfammelte
Gemeinde allem Mutwillen der franzöfifchen Soldaten ausgefetjt. Mit
brennenden Pfeifen gingen fie in der Kirche umher, beläftigten Frauen
und Mädchen, fpotteten den Predigern nach oder hieben fie mitten in
der Predigt Itillfdiweigen und befahlen dem Organiften, das „Ca ira“
zu fpielen, in das fie dann aus voller Kehle cinftimmten. Bei der
Abendmahlsfeier drangen fie in die Reihen und verlangten von dem
Pfarrer audi einen Schluck. Bei Kindtaufen geleiteten fie die Gevatter
und Gevatterinnen zum Altar, äfften ihre Bücklinge und Knixe nadi,
und einer der Geiftlichen glaubte, fein letztes Ständlein fei gekommen,
als eine Anzahl Soldaten bei einem Taufakt plötzlich die Säbel zog
und diefe über dem Täufling zufammenfchlug. um ihn nach republi-
kanifdier Weife zum Bürger zu weihen, Diefer Unfug bewog die
Geiftlichen, die Kirche völlig zu fchlic^en, und erft am folgenden Chrift-
tag wurde fie wieder geöffnet.
Durch einen Befdilu^ des Nationalkonvents wurden in ganz Frankreidi
die Glocken aus den Kirchen genommen und zum Vorteil der Republik
verkauft oder ausgemünzt. Diefes Schickfal hatten auch die Glocken
von Saarbrücken. Auf Befehl der franzöfifchen Kommitfäre muljte die
Munizipalität alle Glocken von den Kirchen der Städte herunternehmen
laffen, obwohl der Nationalkonvent ausdrücklich beftimmt hatte, da^ jeder
Kirche die zum Schlagwerk der Uhr nötige Glocke bclaffenwerden follte.
So waren denn audi nach der Wiedereröffnung des Gottesdienftes keine
Glocken da, um die Gläubigen zu laden. Man richtete fich deshalb
mit dem Kirchgang nach dem Trommelwirbel beim Aufziehen der Wache
um 9 Uhr, In St. Arnual lielj der Pfarrer Ffandel einen Jungen
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