Graf Ludwig war ftrenger Lutheraner, aber doch nicht unduldfam gegen
die Kalviniftcn. Als die lutherifche Geiftlichkeit im Jahre 1607 an ihn
das Anfinnen ftellte, fämtliche reformierte Prediger in der Graffchaft
Saarwerden zu cntlaffen und durch Bekenner der Augsburgifchcn Konteffion
zu erfel^en oder doch keine neuen reformierten Geiftlichen zu ernennen,
gab er dem keine Folge; vielmehr verlieh er den Reformierten Zufdiüffe
aus der Kirchenfchaffnei; dies berührt um fo wohltuender, als in jener
Zeit anderwärts Lutheraner und Reformierte in grimmigem Hader lebten.
Nur das Verlangen ftellte Graf Ludwig an die Reformierten, dah he
im äußeren Ritus, in der Beobachtung der Feier- und Beitage, fowie
in der Kirchenzucht nach der Kirdienordnung fich halten, auch nicht an
fremden Orten dem Gottesdienft beiwohnen Tollten. Seine Duldfamkeit
bewies er audi dadurch, da^ er im Jahre 1604 drei aus Lothringen
ausgewanderten reformierten Edelleuten mit 9 Begleitern Aufnahme
in feinem Lande gewährte und dadurch das Dorf Ludweiler be¬
gründete. Wie es fcheint, war Graf Ludwig bereits in Genf den
Kalviniften näher getreten: diefe bewiefen fich für die gewährte Dul¬
dung dadurdi dankbar, da^ fie das Jubelfeft der Reformation im
Jahre 1617 einmütig mitfeierten.
Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts erfcheint die 1569 erneuerte
latcinifdie Sdiule in Saarbrücken in enger Verbindung mit der
evangelifchen Pfarrei. Im Jahre 1583 wurde Pfarrer Rüdinger zum
„Vifitator und Llfffcher“ der Schule beftcllt, und es wurde für ihn ein
Haus an das Schulhaus angebaut. Im Jahre 1602 wurde fein Nach¬
folger Georg Keller mit dem Rat Dr. Bartholomaeus Werner genannt
Bolz zum Sdiulvifitator ernannt. Als im Jahre 1604 Graf Ludwig
das Gymnafium in Saarbrücken begründete, fand der Einweihungsakt
in der Schlo^kirche ftatt, und in dem Stiftungsbrief für das Gymnafium
vom Jahre 1620 heiht es u. a.: „Gott dem Allmächtigen zu Lob,
Preis und Ehren, zu Einweiterung und Fortpflanzung feiner diriftlidien
Kirdic und der alleinfeligmachenden göttlidien Wahrheit wie audi gute
löblidier nützlicher Künfte und Sprachen, fodann dem gemeinen Vaterland
29