Full text: Geschichte der evangel. Gemeinde Alt-Saarbrücken

hei der Abendmahlzeit. Patiiarchaliich fiht der ehrwürdige Hausvater 
unter feinen Kindern, einem jungen Arzt, zwei blühenden Töchtern, 
einem jüngeren Sohn und mehreren Verwandten des Haufes. Ich fürchtete 
zu hören, doch ohne alle drückende Umftändlichkeit heifjt der fiebzig- 
jährige Mann mich Plah nehmen, lä^t mir vorlegen und zum Will¬ 
kommen das Glas füllen. Er fragt nicht, wer ich fei, woher idi 
komme, gerade wie es Brauch war in jener homerifchen Zeit, wo 
auch, wenn erft der angekommene Gaft „genug der Speit' und Trankes 
genoffen“, der greife Neftor anhebt: 
„Nun geziemt es ja wohl zu erkundigen und zu erforfchen, wer die 
Fremdlinge find, nachdem fie der Koft fich gefättigt«. Meine Lage er¬ 
weckte bald allgemeine Teilnahme; perfönlidies Intereffe vermehrte he. 
Der gciftliche Infpektor Röchling war vier Jahre Lehrer am Hallifdien 
Waifenhaufe gewefen. Mein Oheim, der damalige Auffeher des Päda¬ 
gogiums, hatte ihm an diefer Anhalt vor 50 Jahren eine Lehrerhelle 
angetragen. Der ältere Sohn hatte anfangs Theologie und Pädagogik 
getrieben, ich war ihm durch meine Sdiriften nicht fremd.“ Johann 
hriedridi Rödiling ftarb am 12. September 1814. 
Ein anderer hervorragender Geiftlicher war Edmund Bösken. Im 
Jahre 1835 wurde Franz Georg Edmund Bösken dritter Pfarrer in 
Saarbrücken, ein Mann, der trot^ feiner Jugend und feiner kurzen 
Wirkfamkeit ein dauerndes Andenken in den Herzen feiner Gemeinde 
hinterlie^. „Sein Wirken ift von dem wohltätigften Einfluß auf das 
religiöfe und kirchlidre Leben in Saarbrücken gewefen“, tagte Bürger- 
meifter Böcking von ihm in der Stadtverordnetenfiftung vom 29. Mai 
1837. Bösken war im Jahre 1806 in Dinslaken geboren und wurde 
in Berlin von den berühmten Theologen Sdileiermacher und Neander 
zum Geifilichen gebildet. Mit 29 Jahren trat er das Pfarramt in 
Saarbrücken an und erwarb hdr bald allgemeine Zuneigung. „Die 
Lebendigkeit feines Vortrags, die Wärme und Begeiferung und 
der wahrhaft apoltolifche Eifer war es, was auf eine eigentümliche 
Weile bei feinen Predigten anzog und fehhielt. Man muljte ihn felber 
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