Weihnachten wurden Liebesgaben an die im beide behenden Krieger
gefandt. Obwohl mden Kircheniteuern mancher Ausfall entband, konnten
die verfügbaren Geldmittel der Gemeinde in Kriegsanleihe angelegt
werden; die kirchlichen Gebäude wurden gegen Flicgcrfchäden verfichert.
Wegen des Mangels an Metall wurden die zinnernen Profpektpfeifen
der Orgel in der Schloßkirche befchlagnahmt, dasielbe Schickfal hatten
die Blitzableiter und fchließiich auch die Kirchenglocken, von denen nur
je eine den beiden Kirchen erhalten blieb. Die Sdiulden der Gemeinde
befiefen fich infolge der Wiederherbellung der Ludwigskirche auf 400000
Mk. Zur Bekleidung bedürftiger Konfirmanden wurden zwei Kirchen¬
konzerte veranbaltet.
Der vierjährige Weltkrieg hatte viel leibliche Not, aber auch Zunahme
des kirdilichen Sinnes, auf der andern Seite Verrohung und Entfitt-
lichung zur Folge und bellte io die kirdilichen Organe vor eine verftärkte
Tätigkeit. „In dem allgemeinen Sturm der Arbcbswilligkeit und Liebes-
tätigkeit haben Pfarrer, Pfarrfrauen, Gcmeindeichweftern und kirchliche
Vereine voran geftanden und mit am treuften ihre Arbeit durchgeführt.
Aber audi in fpäteren, in ruhigeren Zeiten war über Mangel an Arbeit
me zu klagen: Schulunterricht und Lazarettfeelforge, fchriftlidier Aus-
taufch mit den Soldaten im Feld, ioweit fich das durdiführen ließ; vor allem
aber fteigerte fich die Seelforgc in der Gemeinde felbft, an den Einfamen,
Trauernden, Sorgenden und Verzagten. Und daneben noch eine andere
äußerliche Seelforge, nämlich Fürforgeberatung undlTilfe in allen möglichen
äußeren Nöten und Schwierigkeiten.“ (Bericht eines Saarbrücker Pfarrers.)
Nachdem Saarbrücken am Ende des Jahres 1918 von franzöfilchen
Truppen befetjt worden war, wurde die Schloßkirche dem evangelifchen
franzöfiiehen Garnifonprediger alle 14 Tage zum Gottesdienft eingeräumt.
Die aus den Bebimmungen des Friedensvcrtrages von Verfailles ab'
geleiteten Maßregeln der Regierungskommiffion brachten die Gefahr
einer Abtrennung der Saarländifchen Kirche von der Preußiichcn Landes¬
kirche; doch diefe Gefahr wurde durch das Fcfthaltcn der evangelifchen
Geiftlichkeit an dem verfaffungsmäßigen Rechte glücklich abgewendet.
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