1854 wurde eine Erhebung über den Kirchcnbefuch angeftellt. Die
Gemeinde zählte an 4000 Seelen, von denen etwa zwei Drittel = 2666
imftande waren, die Kirche zu befuchen. Nach einer annähernden
Schätzung kamen aber regelmäßig nur etwa 666 Perlenen zum Gottcs-
dienft, fodaß etwa 2000 Nichtbefucher übrig blieben. Das Presbyterium
befchloß, ein Vierteljahr lang bei den Gottesdienften um 10 Uhr, 1
und 2 Uhr die Kirchenbclucher zählen zu lallen, ferner die gefamte
Gemeindevertretung zu einem fleißigen Kirchcnbefuch zu ermahnen.
Für die Seelforge lollte die Stadt in drei Bezirke geteilt werden und
jedem der drei Pfarrer ein Drittel in zweijährigem Wedifel zugeteilt
werden. Die Kaluaiien (Taufen, Trauungen, Beerdigungen) aber feilten,
wie bisher, wodienweife von den Pfarrern verrichtet werden. An die
Seelforge lollte lieh die geiftlidie Armenpflege und das Diakonat an-
Ichließcn; Hausbefuche der Pfarrer in einem andern Bezirk follten da¬
durch nicht ausgefchloffcn fein. Die Eltern follten durch den Pfarrer
und die Presbyter ermahnt werden, ihre konfirmierten Kinder an den
kirchlichen Katechifationen teilnehmen zu lallen. Im Jahre 1855 wurde
bcfchloffen, Mittwochs von 5—6 Uhr in der Faftenzeil Faftcnpredigtcn
zu halten.
Da über die Unruhe der Schuljugend viel geklagt wurde, fo wurden
ihr im Jahre 1856 bcftimmle Plätze angewiefen, wo fic von einem
Lehrer oder dem Organiftcn beauffichtigt werden lollte. Die Aufficht
über die Sdiuljugend während des Gottesdienftes wurde mit den
Lehrern verabredet. Auch die Gymnafiallchrer führten abwechfelnd
die Kirchenauflicht über ihre Schüler. Im Jahre 1867 wurde über den
unregelmäßigen Befuch des Gottesdienftes durch die Jugend geklagt.
Das Presbyterium befchloß, die Lehrer zu veranlaflcn, Montags in der
Schule die Säumigen nach dem Grund des Ausbleibens zu fragen
und fic in geeigneter Weife, etwa durch Herunterfeßcn, zu beftrafen.
Im Jahre 1862 wurde beftimmt, daß am 1. Sonntag nach Epiphanias
oder am Epiphaniastage felblt in allen drei Gottesdienften Miffions-
predigten gehalten werden follten.
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