Full text: Die Franzosen in Saarbrücken und den deutschen Reichslanden im Saargau und Westrich

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wenige in einem Haus logirten, blieben sie die Nacht über nicht 
darin, sondern sammelten sich in größeren Parteien in andere 
Häusern. Viele Nächte mußten auf Befehl der Generale Offiziers 
und Gemeine schlaflos und in völliger Bereitschaft zum Abmarsch 
zubringen. An keine Vertheidigungsanstalt ward mehr gedacht. 
Noch jetzt hat sie ihre Furcht nicht ganz verlassen, ohngeachtet sie 
solche mehr zu verstecken suchen und jetzt wieder davon anfangen 
zu sprechen, daß sie sich hier vertheidigen wollen. Es ist aber nur 
eine erborgte Masque und kein Zweifel, daß sie beim Vorrücken 
der Deutschen das Hasenpanier ergreifen werden. In den franzö¬ 
sischen Festungen Saarlouis und Metz ist die Furcht nicht geringer 
als bei der Armee, und sie haben noch einen Grund mehr dazu, 
da es zuverlässig ist, daß beide nicht im geringsten verproviantirt 
sind und schwerlich für vierzehen Tage Lebensmittel haben. Die 
Stimmung, die in diesen Städten herrscht, kann man daraus be¬ 
urtheilen, daß die Einwohner bei ihren hiesigen Bekannten sich 
äußern, wie sie darauf zählten, daß wir ihnen das Zeugnis der 
bisherigen guten Nachbarschaft nicht versagen und solches für sie 
bei den Deutschen ablegen würden um ihnen eine gute Behand¬ 
lung zu bewirken. 
Vor einigen Tagen ist der zweibrückische Minister, Freiherr 
von Esebeck, aus der französischen Gefangenschaft befreit hier durch¬ 
gereiset. Dieser wurde gegen des bekannten Mainzer Potoki's Frau 
und Schwägerin hier ausgewechselt. Und glücklich war derselbe, 
daß er seine Reise beschleunigte, sich hier nur kurze Zeit aufhielt 
und den kürzesten Weg wählte um aus der Gewalt der Republi¬ 
kaner zu kommen. Denn wäre er, wie man erwartet hatte, durch 
die französischen Vorposten in St. Ingbert und Blieskastel gereist, 
so würde er ohnfehlbar ein Opfer der französischen Treulosigkeit 
und wieder arretirt worden sein. Der commandirende General 
Schauenburg, welcher eben abwesend war, schäumte bei seiner Rück¬ 
kehr für Wuth *), daß man einen so wichtigen Mann, der wahr¬ 
scheinlich durch Intriguen seine Freiheit erschlichen hätte, habe ent¬ 
kommen lassen, zumal da Potoklls Frau und Schwägerin jetzt in 
:) Siehe Beilage A.
	        
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