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Wirth geborgten Landcharte seine Marschroute ftubirte, wie er
solche nach vielen vergossenen Schweißtropfen endlich dahin ins
Reine brachte, daß er Straßburg und Landau rechts liegen lassen,
grade auf Speier und Worms, von da nach Frankfurt marschiren
müsse, und: dann bin ich gerade vor Mainz! ausrief. Wie seine
besorgte Köchin ihn anmahnte, ja fürsichtig zu sein und den rechten
Weg zu wählen, und er mit ihr nochmals seine Route auf der
Charte durchlief lind ihr bewies, daß er nicht fehlen könne.
Was meinen Sie, Freund! Sollen wir nicht auch die Federn
wegwerfen und zum Degen greifen? Als Generals könnten wir
dann, um auch handwerksmäßig zu sprechen, die Deutschen —
exeitiren, denn das scheinen sie wahrlich nöthig zu haben. Leben
Sie wohl.
Zwei und zwanzigster örief.
S. den 3. Aug. 1793.
Wenn Sie, mein Freund, vor einigen Tagen hierher gekom¬
men wären, würden Sie sicher geglaubt haben, daß die Pest hier
gewüthet und alle Einwohner hinweggerafst hätte; so menschenleer
waren die Straßen und öffentlichen Plätze. Wir hatten aber auch
wichtigere Geschäfte als Spazieren zu gehen. Wir erhielten die
Nachricht von der Uebergabe von Mainz und zugleich die von der
baldigen Rückkunft der von hier mit Schneckeneile zum Entsatz ge¬
zogenen republikanischen Armee, eine Nachricht, die uns nichts
weniger als erfreulich war. Schon bei ihrem Ausmarsch hatte
solche in Städten und Dörfern nicht säuberlich verfahren, und wie
der Republikaner auf dem Rückmarsch sich beträgt, davon hatten
wir die traurigsten Beispiele in unserer Nachbarschaft. Es war
uns also nicht zu verdenken, daß wir vor dem Besuch zitterten,
dazu kamen noch wahre und falsche Gerüchte von Mordbrennereien