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Schicksal erleichtert wurde, aber es ist deswegen bei weitem nicht
mild geworden. Jene Umstände verhindern nicht, daß wir nicht
mit Einquartierungen auf das äußerste belästiget, daß unsere
Gärten nicht beraubt, unsere Bäume nicht geleert, unsere Zäune
nicht gestohlen, unsere Gartenhäuser nicht erbrochen und geplün¬
dert, unsere schönen Alleen aus bloßem Muthwillen abgehauen
werden, — dies hindert nicht, daß unsere Bauern bestohlen, daß
ihre Früchte und Futter als Eigenthum der Republik angesehen
und von ihnen geliefert werden müßten. Bis zur Feindserklärung
wurden uns für die Lieferungen an Holz, Fourage re. bons er¬
theilet. Dies war zwar weiter nichts als ein Compliment, aber
es zeigte doch wenigstens guten Willen an. Allein dies fällt jetzt
weg, und wer jetzt liefert, weiß gewiß, daß er nichts bekommt,
vorher hatte er doch itod; Hoffnung und ein Blättchen Papier.
Alle Zierrathen an den Straßen sind für Feinde der Repu¬
blik erklärt und verstört. Selbst die an unsern Landstraßen zum
Nutzen der Spaziergänger und der müden Wanderer befindlichen
Bänke sind ihrer Wuth nicht entgangen, zertrümmert liegen sie da.
Sollte man doch fast meinen, daß diese Burschen bei ihrem vorm-
jührigen Einfall in ihre Gegend, wo ihr guter Fürst mit wahr¬
haft Fürstlichem Aufwand die vortrefflichsten Chausseen anlegen
lassen, wo ich aber so oft, wenn ich athemlos auf der Anhöhe an¬
kam, mich sehnsuchtsvoll aber vergeblich nach einer Ruhebank um¬
sähe, gelernet haben, daß man die Ruhesitze an den Straßen ent¬
behren könne, und daß sie sich so wie zu Doctoren der Freiheit
und Gleichheit auch zu Doctoren der Sparsamkeit auswerfen wollen?
Unterdessen empfinden wir diesen Verlust sehr wenig, da das
Spazierengehen mit so vielen Unannehmlichkeiten verbunden ist,
daß man solches gerne unterläßt. Wie glücklich sind Sie, daß
Sie dieses Vergnügen genießen können, ohne daß bei jedem Schritt
Ihnen ein unangenehmer Gegenstand oder ein Beispiel republika¬
nischer Wuth vor Augen kommt und Ihnen solches verbittert.
Unsere Freunde in Metz werden noch immer gut behandelt. Die
hiesige Bürgerschaft hat vor einigen Tagen einen Schritt gethan,
der ihr Ehre macht. Sie hat um die Freilassung der Geiseln bei
dem Departement in Metz gebeten und sich für solche zur Bürg-