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gemordeten oder überwältigten Reisenden herfallen, mit welcher
diese Schurken über die Güter des Fürsten hergefallen sind. Be¬
sonders hat der herrschaftliche Keller die ersten und heftigsten An¬
fälle aushalten müssen, und seitdem die Commissärs hier sind,
sind solche noch nicht nüchtern geworden. Die herrschaftlichen
Weine sind bereits größtentheils weggebracht worden, doch haben
die Commissärs eine beträchtliche Quantität zum höchsteigenen
Gebrauch zurückbehalten. Auch lassen sie sich die in der
Schloßküche bereiteten Speisen herrlich schmecken*). Alles, was
von Chaisen, Pferdsgeschirren u. s. w. vorhanden war, ist bereits
geraubt und weggebracht, so wie auch das ganze Neunkircher
Schloß, die dasige Caserne und alle herrschaftlichen Gebäude
rein ausgeleert sind. Was nicht weggebracht werden konnte, wurde
aus die schändlichste Art verdorben, die Tapeten zerfetzt und die
Fenster eingeschlagen..
Die edle Commission möchte gern reiten; herrschaftliche Pferde
fand ihre Raubgier nicht, da solche größtentheils geflüchtet und
ihnen nur einige Füllen in die Hände gefallen waren. Allein sie
wußte sich zu helfen. Alsbald wurden alle Chevaux de luxe
in Requisition gesetzt und den Eigenthümern gegen Empfangscheine,
welche nicht einmal alle erhielten, weggenommen, und nun reitet
das Lumpengesindel auf den schönsten Pferden, die sie keinen
Heller kosten.
Zur Ehre unserer bisherigen Garnison, des Carabinier-Re¬
giments, muß ich sagen, daß solches diese Verfahrungsart durchaus
mißbilligt. Ein Theil des Regiments war ohne sein Wissen deta-
chirt, um den Fürsten und Erbprinzen arretieren zu helfen, und
ans Schaam ließen sich die Offiziers einige Tage lang bei ihren
vertrautesten hiesigen Freunden nicht sehen. Noch heute sagte mir
einer, daß er keinem Saarbrücker ins Gesicht zu sehen wage, daß
es eine Schande sei ein Franzos zu sein, und daß er mit seinen
*) Eine deutsche Frau, die H . . Wirthin H . . ., bei welcher sie die
Kost nehmen wollten, schlug ihnen solche mit deutschem Muth und deutscher
Gradheit ab. Sehen muß ich sie auf der Straße, aber sie füttern in meinem
Hause, die Räuber, niemals! sagte das brave Weib und blieb dabei.