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kirchen verjagten, wodurch es dem Herrn Erbprinzen gelang einen
Theil der bereits von den Franzosen gepackten Fürstlichen Mobi¬
lien zu retten und solche in Sicherheit bringen zu lassen. Während
dieser edlen Expedition in Neunkirchen war Abbe Commerell und
Consorten hier in der Stadt nichts weniger als müßig. Am 15.
wurden die Regiernngs- und Cammerräthe wieder vorgeführt und
ihnen bekannt gemacht, daß zwei derselben von jedem Collegium
nach Metz abgeführt werden sollten. Dazu ward von der Regie¬
rung der Consistorialpräsident Lex und sein Sohn, der Regierungs¬
rath Lex, von der Kammer die Räthe Bartels und Röchling von
den Commissärs ausgewählet.
Hier beging der geheime Rath Dern*) eine Handlung, die
verewigt zu werden verdient. Er bot sich freiwillig an, die Stelle
des Präsidenten Lex, der als ein 80jähriger Greis den Schrecken
und den Beschwerden der Gefangenschaft bald würde haben unter¬
liegen müssen, zu vertreten, eine Handlung, die selbst die ver¬
härteten Bosewichter so sehr rührte, daß sie endlich nach mancher
n" Weigerung sein Anerbieten annahmen. Die unglücklichen Ge¬
fangenen reisten mit dem geheimen Rath Eichberg und Herrn von
Bertel unter den Thränen ihrer Freunde, Verwandten, Kinder und
Mitbürger ab. Nicht einmal eine Chaise erhielten sie, sondern
wurden aus einem offenen Strohwagen unter Begleitung eines
Detachements Gensd'armes aus der Stadt weggefahren, und in
Forbach mußten sie mit ihren übrigen Unglücksgefährten, die von
Zweibrücken und Blieskastel aus zu ihnen stießen, die Nacht auf
dem Boden und auf Bänken Zubringen, da man ihnen nicht einmal
ein Nachtlager besorgt hatte. Die Frau Erbprinzessin, welche
ebenfalls arretirt worden war, wurde zur nämlichen Zeit, obwohl
auf eine anständigere Art, abgeführt. Die übrigen Regierungs¬
und Cammerräthe glaubten nunmehro sicher zu sein, und in dem
Schoos ihrer Familien zu bleiben. Allein heute wurde ihre Hoff¬
nung auf eine für sie schreckliche Art vereitelt. Auch diese, nämlich
der Präsident Lex, die Regierungsräthe Rolle und Rensch, die
*) Der Rechtschaffene starb im Herbst 1795 an der Wassersucht, eine Folge
seiner Gefangenschaft. Einst eine Thräne auf sein Grab! Der Vers.