47
fahl, fest zu knüpfen und fest zu halten. Selbst Raisonnements
über die französischen Angelegenheiten unterblieben deswegen auf
höhere Warnung an öffentlichen Orten.
Ich muß es auch gestehen, daß dieses Betragen von den
Franzosen nicht unbemerkt und nicht unerwidert blieb. Das Lob
des Fürsten und sein und seiner Unterthanen freundschaftliches
Betragen gegen die Nation wurde mündlich und in öffentlichen
Blättern gerühmt, und die benachbarten Departements erkannten
solches in den unzweideutigsten Ausdrücken. Nassauer und Freund
waren gleichgeltende Namen. Was bisher niemals geschehen war,
erfolgte. Verbrecher, Holz- und Jagdfrevler wurden unsern Ge¬
richten zur Bestrafung sistirt.
Wie unser Betragen in den letzten Zeiten war, davon habe
ich Sie schon hin und wieder unterrichtet. Der Fürst that alles,
was ihm möglich war. Keine Kosten wurden gespart, keine Auf¬
opferung war zu kostbar, die man ihnen nicht machte, und nach
seinem Beispiel handelte jedermann so, daß die Soldaten öffentlich
aussagten, daß sie nicht als Einquartierte, sondern als Kinder von
ihren Wirthen behandelt würden. Und nun unser Lohn? oder
vielmehr des Fürsten Lohn? der unserige wird nachkommen. Lesen
Sie und schaudern für einer solchen beispiellosen Treulosigkeit. Die
schlechten Gesundheitsumstände des Fürsten, welcher schon Jahre
lang von der Gicht leidet und seit einiger Zeit völlig gelähmt ist,
waren allgemein bekannt, die französischen Offiziers und Generäls
waren Augenzeugen davon und bemitleideten ihn.
Eben so bekannt war schon zur Zeit des Truppeneinmarsches
sein Entschluß in diesem Frühjahr eine Reise in das Bad nach
Baden zu machen. Dieser Entschluß wurde gestissentlich nicht
geheim gehalten, um allem Verdacht, als ob der Fürst aus
Mißtrauen gegen die Franzosen sich entfernen wollte, vorzu¬
beugen, um allen Anlaß zu irgend einer Beschuldigung zu ver¬
meiden, wurde seine Abreise selbst dem Nationalconvent gemeldet.
Seine Abreise war auf den 14ten dieses festgesetzt. Er erhielt
die Pässe von der französischen Generalität und am 12ten die
Abschiedsvisiten von einer beträchtlichen Anzahl Offiziers in
Neunkirchen.