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Zeit bei uns verweilen. Wir können null den auffallenden Unter¬
schied zwischen dem französischen Soldaten, was er war und was
er jetzt ist, sehr deutlich bemerken. Dieses schöne Regiment ist
ilvch ganz auf dem alten Fuß eingerichtet. Der gemeine Soldat
beobachtet die strengste Subordination und ist voll Respect gegen
seine Offiziers. Die Benennung Citoyen ist bei ihnen verbanilt,
und wir siild nunmehr wieder als Messieurs rehabilitirt. Sogar
lassen sie sich angelegen sein Bürger lind Bauern gegen die
Neckereien der übrigen Soldaten und Volontairs zu schützen.
Bisher war es biefen eine Art von Erwerbsmittel die Landleute,
welche ohne Nationalcocarden, die wir in der Stadt, durch Schaden
klug gemacht, und wir hoffen, unserer Deutschheit unbeschadet
tragen, ihnen aufstießen, zu beschimpfen, zu bedrohen und sie da¬
durch zlim theuren Ankauf einer Cocarde zu zwingen, deren sie
immer welche bereit hatten, im Nothfall auch wohl ihre eigene vom
Hut weggabell. Und nicht selten verurtheilten sie diese armeli
Leute auch noch überdies zur Bezahlung einer Strafe von etlichen
Boliteillen Wein um das Crimen contemtae nationis zu büßen.
Ein anderes Erwerbsmittel war dies, daß sie in geringem
Preis Assignaten eiilhandelten und solche ben Laudleuten, von denen
sie Lebensmittel um baares Geld eingekauft hatten, aufdrangen.
Jetzt ist der Bedrängte, der in einem oder dem anderen Fall
einen Carabinier zum Zeugen hat, gerettet, denn der nimmt sich
zuverlässig seiner an und weist nicht selten, wenn Worte nichts
helfen, den Bedränger mit Ohrfeigen in die Schranken. Die
Offiziers sind vortreffliche Leute, die größtentheils schon vor¬
der Revolution bei dem Regiment standen und nicht emig-
riren wollten, und die Stellen der emigrirten Offiziers sind
mit Leuten voll der ehemaligen Gensd'armerie besetzt, welche
sich durch feine Lebensart auszeichnen. Sie verbergen ihren
Abscheu an den französischen Greueln und dem Königsmord so
wenig, daß man, was seit einiger Zeit bei uns nicht der Fall
war, in kurzer Zeit so offen mit ihnen sprechen kann als ich an
Ihrem Kamin mit Ihnen sprechen würde. Jede kleine Dienst¬
leistung, die sie verlangen, wird mit altfranzösischer Höflichkeit er¬
beten und mit Dank angenommerl.