Full text: Die Franzosen in Saarbrücken und den deutschen Reichslanden im Saargau und Westrich

15 
in seinem Zimmer im zweiten Stocke zu Bette gelegt hatte. Durch 
ein Geräusch erweckt, habe er verschiedene Kerls mit Casquets, wie 
die französischen Soldaten tragen, auf den Köpfen durch das 
Fenster einsteigen sehen. Ehe er sich habe besinnen können, seien 
einige ans ihn zu gekommen, hätten ihn im Bette angegriffen, bis 
zum Ersticken gewürgt, aus dem Schubladen in dem Schreibtisch 
die darin befindlich gewesenen sehr beträchtlichen Summen und 
Kleinodien entwendet uttb darauf sich durch das Fenster wieder 
weg verfüget, ohne eine Spur ihrer Anwesenheit zurückzulassen. 
Was würde nun hierbei zu thun gewesen sein? Den unbekannten 
Thätern nachzuspüren und allenfalls dem Bestohlnen und jedem 
Andern anzurathen, seine Thüren und Fenster zu verwahren und 
sich ohne Rausch zu Bette zu legen, damit die Casquete nicht ohn- 
bemerkt bis ins Zimmer und ans Bett gelangen könnten. 
Aber nicht so bei uns. Schrecken verbreitete sich schnell bei 
unsern Reichen, Entsetzen bei dem Gedanken ähnlicher Ausleerung 
ihrer Geldkasten, des Behälters ihres Verstandes, der einzigen 
Grundsäule ihres Wohlstandes und des angemaßten Vorzuges 
vor andern. 
Damit verband sich der Gedanke sich dagegen zu schützen, und 
nun entstand das seltsame Projekt, daß jedermann sich bewaffnen, 
alle Nächte in jeder der beiden Städte 24 Mann ohnanshörlich 
patrouilliren und die Geldkasten bewachen sollten. Und dies Pro¬ 
jekt wurde eben so schnell gefaßt als ausgeführt. 
Ich bin weit entfernt öffentliche Sicherheitsanstalten zu tadeln 
oder lächerlich zu machen, vorausgesetzt, daß solche nothwendig und 
zweckmäßig sind. Aber dies konnte hier nicht gesagt werden. Denn 
der diese kriegerische Verfügung veranlassende Diebstahl war nicht 
nur noch zur Zeit sehr zweideutig und auf jeden Fall nicht der 
erste, ohne daß dergleichen vehemente Mittel gebraucht worden 
wären, die auch gar nicht nöthig gewesen sind, da nicht nur die 
Thore durchs fürstliche Militär bewacht wurden, sondern auch eine 
beträchtliche Anzahl desselben auf der Hauptwache auf den ersten 
Ruf hülfsfertig war, solches auch überdies die ganze Nacht durch 
beständig in allen Straßen patrouillirte. Und welche Hülfe hätte 
man von der Bürgerpatrouille erwarten können? Da mußte man
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.