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ihrer eignen Erfahrung mißtrauten sie, wenn solche mit einem ge¬
druckten Rapport des Bulletin national im Widerspruch stunden.
Dies habe ich verschiedentlich, besonders nach der Lauterer Nieder¬
lage, bemerket, wo so viele Tausende Zuschauer waren, als Tausende
ihrer Cameraden fielen, Tausende verwundet wurden, mehrere
Hunderte von einem einzigen Bataillon fehlten, und die Ueber-
gebliebenen dennoch, als einige Tage nachher der wahrheitswidrige
Bericht der Repräsentanten in den Flugblättern gedruckt erschien,
ihre Sinne Lügen straften und diesem Bericht Glauben beimaßen.
Dies Beispiel sei Ihnen statt aller.
Sie werden aber nun wohl mit mir bewundern, daß die
Franzosen nicht schlimmer sind, und mir beipflichten, daß es der
französischen Nation zur Ehre gereicht, daß das Beispiel der jetzigen
Machthaber, Robertpierres und seiner schändlichen Spießgesellen,
wenigstens bei dem größten Theil ohne Nachahmung geblieben ist
und ihr unmittelbarer oder mittelbarer Aufruf so wenig Wirkung
gehabt hat.
Ihre Spitäler sind in dem erbärmlichsten Zustande, denn die
Doktoren und Chirurgen, oder Officiers de santé, wie sie sich
nennen, sind meist junge und höchst unwissende Leute. Jeder Ge¬
fährlichkranke, jeder Gefährlichblessirte geht unter ihren Händen
verloren oder wird zum Krüppel. Nach der Lauterer Schlacht
schnitten sie in einem Tage 44 Blessirten Arme und Beine ab,
wovon nach dem Zeugnis unsrer Wundärzte kaum bei 6 diese ver¬
zweifelte Operation nöthig war. Vielleicht aus Scham werden
deswegen alle in den Spitälern an Verwundungen, Krankheiten
oder aus Mangel Gestorbenen heimlich begraben. Denn der arme
Soldat wird schlecht verpflegt. Das, was die Republik an ihn
wendet, ist sehr wenig, und dies Wenige wird eine Beute der
Officiers de santé, welche Tag und Nacht in Schwelgerei zu¬
bringen, während ihre Kranken schmachten. Leben Sie wohl.
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