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N. S. Nichts ist so schlimm, es ist für etwas gut, sagt ein
altes Sprüchwort. Während ich bei doppelt verschlossener Thür-
vorstehende äußerst unangenehme Beschreibung vollendete, hatten
meine Freunde und Mitbürger einen tödlichen Schrecken, den ich
mir ersparte. Auf einmal verbreitete sich das Gerücht: die Re¬
volutionsarmee nähert sich der Stadt auf der Saargemünder
Straße. Nun dachte man sich die Guillotine dabei, glaubte, daß
sie zurückberufen sei um noch mehrere Schlachtopfer zu würgen,
und mancher Kopf wackelte. Bald aber klärte sich die Sache zum
Vergnügen jedes Rechtschaffenen auf. Die Revolutions-Armee hatte
besonders in der Nähe von Paris so viele Schandthaten und
Räubereien, NB. auf eigne Rechnung, begangen, daß endlich
Lärm darüber entstehen mußte und ihre bisherigen Beförderer
und Beschützer sich ihrer nicht mehr stark genug annehmen konnten.
Sie wurde also durch ein Decret des Nationalconvents cassirt,
welches gestern Abend durch einen Courier nach Saargemünd über¬
bracht wurde, und die Truppen mußten auf der Stelle zu ihren
respectiven Corps zurückkehren. Die armen Saargemünder Schlacht¬
opfer, die heute guillotinirt werden sollten, waren also gerettet.
Die Citoyens lassen die Flügel mächtig hängen, besonders
Richter und Chefs, welche ihre blutfarbenen Decorationen bereits
abgelegt haben, und belegen den N. C. mit den ärgsten Ver¬
wünschungen, daß solcher, dies sind Worte, die ich aus dem Munde
des Commandirenden Chefs, (nunmehr unterstund man sich ihnen
unter die Augen zu kommen, da ihr Gift unschädlich war) selbst
gehöret habe:
ein so wohlthätiges Institut, dessen einziges Bemühen dahin ge¬
gangen sei die Armen glücklich zu machen und völlige Gleich¬
heit herzustellen, in seinem mit so vieler Energie begonnenen
Arbeiten verhindert und aufgehoben habe.
Auch dies stelle ich zu Ihren eignen Anmerkungen aus unb
bin, wie allezeit,
Ihr Freund.