Full text: Die Franzosen in Saarbrücken und den deutschen Reichslanden im Saargau und Westrich

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mals die Petition, welche Ehrmann jetzt zwar las, ohne aber davca 
bewegt zu werden; sondern um halb 10 Uhr wurde dem Stadtrach 
von ihm der Befehl zugeschickt den Unglücklichen bekannt zu machen, 
daß sie um 10 Uhr erschossen werden sollten, wozu auch ein 
Detachement von der Garnison beordert wurde. Zu gleicher Zeit 
wurden die beide Städte durch öffentlichen Ausruf eingeladen Zu¬ 
schauer bei dieser Mordthat zu sein. 
Welche Bestürzung dieser Ausruf in der Stadt verursachte, 
werden Sie sich, mein Freund, leicht vorstellen können und eben 
so leicht das Entsetzen, das die unglückseligen Opfer der Ehr- 
männischen Mordlust überfiel, als sie in der Ueberzeugung ihrer 
Unschuld ihre Befreiung erwarteten und als sie einen Abgesandten 
des Stadtraths zu sich kommen sahen, in solchem den Ueberbringer 
derselben zu erblicken glaubten und ihn mit Freudengeschrei em¬ 
pfingen, statt deren das Todesurtheil von ihm angekündigt hörten. 
Schwer ward mirs und jedem, der menschliches Gefühl besitzt, die 
Beschreibung davon zu hören. Ich fühle mich nicht stark genug 
solche mit Schriftzügen zu verfassen, und Sie, mein Freund, wer¬ 
den mir dies Gemälde gern erlassen. Nur das noch, Ehrmanns 
Barbarei ging so weit, daß er dem Meyer unter dem Vorwand, 
die Zeit sei kurz, das Urtheil müsse vollzogen werden, den Beistand 
eines Geistlichen und den Gebrauch des Abendmahls, warum er 
und seine Verwandten kläglichst baten, verweigerte, da doch die 
Execution nicht so sehr eilte: indem solche auch revolntionsmäßig 
noch um 6 Uhr Abends, nämlich innerhalb 24 Stunden von der 
Stund des Urtheils gerechnet, Hütte geschehen können. 
Bald nachher, als die Hinrichtung bekannt worden war, traf 
ein einige 100 Mann starkes Commando von der abscheulichen 
Année révolutionnaire sammt den Blutrichtern und einer Guillotine 
ambulante hier ein, welche ans den Platz vor dem Schloß und Rath¬ 
haus und zwar so postiret wurde, daß Ehrmann aus seinem Logis 
solche betrachten und seine An gen daran weiden konnte. Diese 
schien erwartet worden zu sein, denn die durch den Ausruf zur Hin¬ 
richtung bestimmte Zeit war bereits verflossen, und nun nach 11 Uhr 
wurden die unglücklichen Schlachtopfer aus dem Gefängnis geholt, 
unter jämmerlichem Wehklagen zur Guillotine geschleppt und mußten
	        
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