Full text: Die Franzosen in Saarbrücken und den deutschen Reichslanden im Saargau und Westrich

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Gefahr zu benachrichtigen. Dieser bot alles auf feinen Bruder zu 
retten und wandte sich selbst an die Ankläger, welche ihm ver¬ 
sprachen von ihrer Denunciation abzustehen und für ihn zu inter- 
cediren. Es ist auch, da sie wirklich bei dem Repräsentanten ge¬ 
wesen sind und sie die Folgen einer solchen durch sie veranlaßten 
Hinrichtung befürchten mußten, mehr als wahrscheinlich, daß sie ihr 
Versprechen erfüllt haben. Sowohl ihre als andre Jutercessionen 
halfen nichts. Abends um 7 Uhr wurde der Meyer und Nickel 
Huppert, der nicht angeklagt und von welchem bisher weder bei 
dem Repräsentanten noch sonstwo die Rede gewesen war, vor die 
militärische Commission geführt. 
Dieses würdige Collegium bestand aus dem Citoyen le Vasseur, 
einem Buben von 18 Jahren, der um sich ansehnlich zu machen 
einen rothen Schnurrbart von armseligem Pflaum trägt und der 
vermuthlich in Rücksicht seines Vaters, eines ehemaligen Advokaten 
in Saarburg und Mitglieds der Nationalconvention,*) diese Stelle 
erhalten hat, sodann in einigen Ofsiziers, Unteroffiziers und Ge¬ 
meinen von dem ehemaligen Regiment royal Suédois als Bei¬ 
sitzern ; le Vasseur war accusateur public uub Richter in einer 
Person. Er verstund kein Wort deutsch, der größte Theil der 
Offiziers ebenfalls nicht, und die Arrestanten kein Wort französisch. 
Diesen wurde etwas in französischer Sprache vorgelesen, das sie 
nicht verstunden. Der Greffier der Commission Humbert fragte 
in gebrochenem Deutsch, ob sie das schuldig seien. Der Meyer be¬ 
theuerte seine Unschuld bei Gott und berief sich auf das Zeugnis 
aller rechtschaffenen Menschen. Nickel Huppert, welcher sich blos 
als Statist ansähe und gar nicht wußte, daß er eine Rolle in 
diesem Trauerspiel mitspielte, hielt alle Antwort für überflüssig 
und schwieg gegen die Richter und betheuerte nur der Wache die 
Unschuld des Meyers. Dies war die ganze Procedur. Beide 
wurden abgeführt und in ihr Gefängnis gebracht. 
Diesen Morgen ging die Lohmüllerische Ehefrau mit ihren 
Kindern und Verwandten nochmals zu dem Repräsentanten, that 
einen Fußfall vor ihm, bat für ihren Mann und übergab noch¬ 
*) Le Vasseur de la Meurthe.
	        
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