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weisen, und daß sich die ganze Gemeinde durch Unterschrift erbot
die Falschheit der Anklage und die Unschuld des Meyers eidlich zu
erhärten. Diese Petition wurde von allen Gemeindsgliedern unter¬
schrieben, von solchen und des Meyers Frau und Familie dem
Repräsentanten übergeben, welcher aber dieselbe ohne sie zu lesen
ihnen vor die Füße warf und die Snpplicanten ohne sie anzu¬
hören ungestüm sortwies, fortwies, ohne sie zu fragen, wer sie
seien, was sie verlangten oder für wen sie bitten wollten.
Gestern Nachmittag ließ der für Schrecken, Angst und Kälte
kranke Meyer den Hofrath Wilkens zu sich berufen, eröffnete ihm
seine Gesundheitsumstände und bat ihn um Hülfe. Dieser sah
sogleich ein, daß seine Krankheit eine Folge des Schreckens, der in
dem Gefängnis ausgestandenen Kälte und des Lagers auf bloßer
Erde sei, und als er ihm dieses bemerkte, so bat ihn derselbe sich
bei dem Repräsentanten für ihn zu verwenden, daß er entweder
gegen Caution, welche die ganze Gemeinde, so hoch sie immer sein
möchte, für ihn leisten wollte, losgelassen, oder wenn dieses nicht
statt fünde, die Verfügung getroffen werden möchte, daß er in ein
leidliches Zimmer in der Stadt mit hinlänglicher Wache auf seine
Kosten gebracht würde.
Durch das flehentliche Bitten des Meyers und durch Menschen¬
liebe bewogen übernahm der Hofrath Wilkens dieses unangenehme
und hükliche Geschäft und hoffte einen guten Ausgang davon, um
so mehr, da er den Repräsentanten bei einer besondern Gelegenheit
persönlich kennen gelernt, dieser damals gar menschenfreundliche
Gesinnungen ausgehängt hatte und überhaupt das Gesuch nichts
enthielt, das nicht verwilligt werden konnte.
Hofrath Wilkens begab sich darauf zu dem Repräsentanten
und eröffnete ihm sein Gesuch, war aber nicht wenig betreten, als
sich derselbe weder eines Befehls zur Verhaftung noch des Ver¬
hafteten noch seines Verbrechens erinnerte und erst nach einigem
Nachsinnen über solche seinen Secretär befragte. Dieser antwortete
mit Mienen und Ausdrücken, welche anzeigten, daß er die Sache
für höchst unbedeutend und die Denuncianten für Nichtswürdige
hielt, er nannte sie immer mit dem verächtlichen Ausdruck Melgues
gens ohne ihnen den Ehrennamen Citoyens zu geben und ließ