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haben uns aber eines bessern belehret. Die Deutschen wollten sich
im ganzen Ernst, doch nur in ihre zweite Position bei Lautern
zurückziehen. Glück auf den Weg! wir wollen sie reisen lassen,
zumal da die Franzosen uns in der Nähe Stoff genug zu Be¬
obachtungen geben.
Am 17ten amüsirten sich die Franzosen die deutschen Lager
zu verbrennen; allein da der Rückzug der Deutschen gewiß war
und die Furcht die Franzosen nicht mehr im Zaum hielt, so ließen
sie ihrer Verstörungssucht und Raubbegierde freien Lauf. Am
18ten beschäftigten sie sich damit zu Nonxluislr das Schloß, die
Fasanerie, das Jägerhaus und alle übrigen herrschaftlichen Ge¬
bäude anzuzünden und auszubrennen; gleiches Schicksal betraf die
Gebäude auf dem Caninchensberg, ohngeachtet solche das Eigen¬
thum eines Privatmannes sind, welcher selbst ein Opfer der fran¬
zösischen Wuth werden mußte. Es ist solcher ein geborner Stra߬
burger, der aber schon vor mehr als 20 Jahren den Caninchens¬
berg erkauft hat und seit dem bewohnt, auch seit vielen Jahren
von der Gicht völlig contract ist. Diesen Armen haben sie unter
dem Borwand, er sei ein Emigrirter, unter vielen Mißhandlungen
auf einen Karren geworfen und nach Metz abgeführt, nachdem er
noch Zeuge der Verstörung seines Eigenthums und des Raubes
alles dessen, was er in der Welt besaß, gewesen war.*)
Nach diesen Freudenfenern ging das Rauben auf den Dörfern an,
welche rein ausgeplündert wurden. Dieses währte 3 ganzer Tage lang.
Alle Orte, wo die Truppen durchzogen, betraf dieses Schicksal, und die
abgelegenen waren nichts gebessert, da solche ein Raub der Marodeurs
wurden, welche bandenweis die Armee verließen oder zurück blieben
und sich mit Plündern beschäftigten. Besonders hart wurde der Müller
Cron, ein Vater des Ihnen aus meinen vorigen Briefen bekannten
tapfern Oberst Cron, mitgenommen. Die Franzosen begnügten sich
nicht alle Meubles in seiner Mühle zu plündern, sondern sie raub¬
ten auch alles Eisen von dem Mühlenwerke und verdarben solches
gänzlich, ein abermaliger Beweis, daß sie, wenn ihre Raubbe¬
gierde sie drängt, auch ihre besten Freunde nicht schonen. Auch
*) Er soll bald nach seiner Ankunft in Metz im Gefängnis gestorben sein.