Man hätte glauben sollen, als wär es von den Deutschen
absichtlich darauf angelegt gewesen die Franzosen dem Wechsel
zwischen Furcht und Hoffnung preis zu geben. Noch einmal folgte
eine dreiviertelstündige Stille auf diesen Sturm. Hier und da
schlich sich wieder ein Franzose nach St. Johann nnd gab sich das
Ansehen, als ob er nicht weggelaufen gewesen wäre. Die Wache
am Thor kam, mit ihrem Commandeur an der Spitze, wieder auf
ihren Posten, und dieser hielt eine derbe Strafpredigt an seine
Untergebenen, daß sie ihren Posten verlassen hätten, welchen sie bis
zuletzt behaupten und nur mit dem Leben verlassen dürften.
Nun aber sing das bisher auf einer andern Seite entfernt
gewesene Ungewitter an sich schnell zu nähern. Die Deutschen
rückten von St. Ingbert und über die Anhöhen von Bischmisheim
vor und trieben die flüchtigen Franzosen vor sich her. Diese be¬
nutzten die Schiffbrücke nnd eilten zum Theil über solche auf die
linke Seite der Saar. Der Ueberrest nahm seinen Marsch um und
durch St. Johann. Auch von der Duttweiler Seite rückten Deutsche
vor, und ihr Kanonenfeuer nöthigte die an der Kohlwage postirte
Cavallerie und Infanterie zum schnellen Rückzug. Munitions¬
wagen und Kanonen rannten im Galopp durch die Straßen, und
da solche von allen Seiten ankamen, von allen Seiten Truppen
herandrangen, stopfte sich alles auf der Brücke und in den Straßen,
und alles gerieth in die abscheulichste Verwirrung. Die Cavallerie
machte sich mit Gewalt durch Säbelhiebe Platz durch die Fußgänger
und sprengte zum Theil durch die Saar auf die andere Seite. Die
Infanteristen konnten sich nur einzeln neben den Wegen durch-
Zwingen. Die Wache am Thor kletterte Mann für Mann, ihr
tapferer Commandeur, der seine eben ertheilten Lehren vergessen
hatte, voran, über einen im Wege stehenden Pulverwagen, ließ sich
auf der andern Seite herabplumpen und lief mit allen Beinen
davon, ein Auftritt der selbst den übrigen Soldaten bei ihrer
Todesfurcht ein unwillkürliches lautes Lachen abdrang. Diese hatten
sich in St. Johann aufs äußerste gedrängt, und das ängstliche
Geschrei der hintersten: rennemi, rennemi! avancez, avancez!
blieb bei aller Anstrengung unwirksam. Desto mehr wirkten die
deutschen Kanonen; jeder obgleich unschädliche Schuß warf die ganze