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über jene ungerecht gemacht hätten. Was müßte ich nun erst
für ein Urtheil von dem zweiten Bändchen erwarten, in welchem
mich die Pflicht des Geschichtsschreibers zwang größere Räubereien,
abscheulichere Beispiele von Zerstörungssucht, unerhörte Justiz¬
morde, Schandthaten aller Art zu erzählen. Allein die Franzosen
haben selbst meine Vertheidigung bei den unbelehrten Deutschen
übernommen.
Jetzt, da in einem großen Theile von Deutschland Millionen
Deutsche Zeugen von den Erpressungen, Schandthaten und Ver¬
heerungen der Franzosen geworden sind, Tausende gemordeter
Deutschen ihren Blutdurst, Tausende geschändeter Weiber ihre
Brutalität, und die rauchenden Ruinen von Städten und Dörfern
ihren Vandalismus bezeugen, der Franzosen bezeugen, welche jetzt
schon Jahre lang sich mit einer mildern und gerechtern Regierung
und wieder hergestellter Kriegszucht rühmen — jetzt wird man,
wie ich hoffe, dem Schriftsteller, wäre er auch ein unglücklicher
Deutscher, dem die Franzosen viele Leiden zugefügt haben, glauben,
daß solche unter Robertpierres Blutregiment erpreßten, raubten,
verheerten,verbrannten und mordeten, und vielleichtist selbst
der Recensent, welcher in Nr. 306 der allgemeinen Litteraturzeitung
das erste Bändchen reeensirt hat, jetzt geneigt seinen Vorwurf zu¬
rückzunehmen. Ich bin überzeugt, daß ich ihn nicht verdiene.
Vorsätzlich habe ich mich darauf eingeschränkt Thatsachen ausführ¬
lich, treu und nackt zu erzählen. Nur selten habe ich ein Urtheil
darüber gewagt sondern solches dem Leser überlassen: Nur darin
habe ich vielleicht die Erwartung mancher getäuscht, daß ich nicht
überall die Vertheidigung der Franzosen übernommen und ihre
Handlungen zu entschuldigen oder gar von einer schönen Seite zu
zeigen gesucht habe. Aufrichtig gesprochen fand ich dazu keinen
Beruf, und die Franzosen schienen mir meines Beistands um so
weniger zu bedürfen, da beinahe alle Schriftsteller sich als ihre
Vertheidiger erkläret hatten.
Schon seit dritthalb Jahren bin ich im Stande gewesen das
Betragen der Franzosen mit dem anderer Kriegsvölker zu ver¬
gleichen, und ich habe mich vielfältig und fest überzeugt, daß, so
wie man sich die äußerste Mühe gab alle Handlungen der Fran¬