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Ächt und zwanzigster Srief.
S. den 24. Sept. 1793.
Die Franzosen hätten ihre Spions ruhen lassen, und Citoyen
Ehrmann sich das Lächerliche ersparen können, unsre Bauern gu
diesem ehrlichen Geschäfte zwingen zu wollen. Denn die Preußen
haben ihre Ankunft bald und fühlbar kund gethan. Die verschie¬
denen zum Nachtheil der Franzosen ausgefallenen kleinen Gefechte
im Zweibrückischen, die plötzliche und unerwartete Vertreibung
vom Kettrich, einem Posten, den sie für sehr stark und, nach ihrer
Art zu sprechen, impreuabel ausgaben, hatte sie sehr bestürzt ge¬
macht, und nun folgte die Schlacht bei Pirmasens (den 11. Sept.),
welche so ganz zu ihrem Nachtheil ausfiel. Diese hat eine un¬
glaubliche Bestürzung unter der Armee und in den Dörfern und
Städten in Lothringen erreget. Erstere erwartet das weitere
Vordringen der Deutschen und neue Schläge. Letztere beharren,
daß die im Zweibrückischen, Blieskastelschen und hiesigen Lande
verübten Räubereien, Verheerungen und Lustfeuer von den Deut¬
schen geahndet werden möchten.
Bei dem Verlust der Schlacht bei Pirmasens blieb den Re¬
publikanern nicht einmal der Vortheil, daß sie solchen pro more
solito der Verrätherei zuschreiben konnten. Denn alle Verrüther
waren ja von der Armee entfernt, und zween Repräsentanten des
Volks waren selbst dabei, schrieben sich die Ehre der Dispositionen
(versteht sich vor dem traurigen Ausgang) zu und deployirten in
der Action, wahrscheinlich aber doch aus hinlänglicher Entfernung,
alle republikanische Energie. Einer soll beinahe die Beute eines
deutschen Husaren geworden sein, und die Blässe und das Zittern,
mit welchen er hier ankam, könnten zum Beweis dienen, wenn es
eines Beweises bei seiner eigenen Aussage bedürfte. Diese tapferen
Repräsentanten waren die ersten, welche am Tag der Schlacht
Abends um 10 Uhr flüchtig hier ankamen, und die Furcht hatte
ihnen so sehr alle Gegenwart des Geistes benommen, daß sie
jedem, der ihnen begegnete oder zu ihnen eilte, mit dem schmerz¬
haften Ausruf: Bout 68t perdu 1 la bataille, la camp de Horn-