Full text: Die Franzosen in Saarbrücken und den deutschen Reichslanden im Saargau und Westrich

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ist Essen und Saufen, ein Nüchterner soll selten zu sehen sein, 
und um sich im Kriegshandwerk zu üben, hallen sie die Bäumchen 
und das Gesträuch in einem jungen Schlag in der Nähe ihres 
Aufenthalts nieder. Diese Masse mußten wir auch hier in der 
Stadt sehen. Die armen Teufel mußten am 4ten aus ihrem 
Lager alifbrechen, durch Saarbrücken über die Saar, durch St. 
Johann gegen St. Ingbert marschieren und sich hinter Monplaisir 
bis Abends 10 Uhr verweilen, worauf sie dann ganz stille über 
die Schiffbrücke zurück wieder durch einen Umweg in ihr Lager 
einrückten. 
Nur wenige von ihnen hatten Flinten, andre gradgebogene 
Sensen an langen Stangen, andre Aexte, andre Heu-, Mist- und 
Ofengabeln, den meisten kam ihre neue Situation selbst so lächer¬ 
lich vor, daß sie laut lachten, wormit die regulairen Truppen 
wacker einstilnmten. Andre furchtsamere suchten dlirch ein heraus¬ 
gewürgtes vive la république! ihr Lachen oder auch mitunter 
ihren Schmerz zu unterdrücken. 
Wie es scheint, sind unsre Republikaner nicht mehr so ganz 
sicher vor einem Besuch der Deutschen, als sie sich vor einiger 
Zeit wähnten. Ihre bedenklichen Gesichter verkünden uns solches, 
und von dem so sehr ausgebreiteten Rückzüge der Preußen ist es 
ganz stille. So viel ist gewiß, daß in der Nachbarschaft, besonders 
in dem hintern Cöllerthal, deutsche Husaren spuken. Dies beweist 
uns der Umstand, daß keine Landleute aus dieser Gegend mehr in 
die Stadt kamen, daß die Zehendbeständer die Zehendfrüchte nicht 
geliefert und die Franzosen solche nicht geholt und daß sie ihre 
Glockell-, Früchte- und Heudiebereien nur auf die nächstgelegenen 
Dörfer des Cöllerthals eingeschränkt haben. Noch einen über- 
zeugendern Beweis giebt uns eine kleine Affaire, welche eine Pa¬ 
trouille von Carabiniers (den 10. Sept.) mit Deutschen am Neu- 
hans anderthalbe Stunden von hier gehabt hat und die wahr¬ 
scheinlich nicht zum Vortheil der ersteren ausfiel. Denn den Tag 
hernach haben die Schändlichen das herrschaftliche Haus, das Hof¬ 
gebäude, die Schäferei und alle übrigen Gebäude auf dem Neuhaus 
aus Rache angesteckt und mit allen darin befindlichen Geräthschaften, 
Früchten und Gefütter der Jäger und Pächter abgebrannt. Seitdem
	        
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